Bild nicht mehr verfügbar.

Kämpfer der "Free Syrian Army" auf einem erbeuteteten Panzer in der Nähe von Homs

Foto: REUTERS/Shaam News Network

Aleppo, 24. Dezember 2012: Mitglieder der Miliz "al-Nusra-Front" reinigen ihre Waffen

Foto: JREUTERS/Ahmed Jadallah

Bild nicht mehr verfügbar.

Mehr als tausend Menschen sollen zur Essensausgabe vor dieser Bäckerei angestanden haben, als sie bombardiert wurde.

Foto: Reuters/Handout

Damaskus/Beirut/Kairo - In der seit Wochen umkämpften syrischen Stadt Homs ist eine am Montag gestartete Offensive der Rebellen laut Angaben Aufständischer mit Giftgas gestoppt worden. Sechs Rebellen seien bei Kämpfen in der Stadt Homs durch die Chemiewaffen ums Leben gekommen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Regierungssoldaten hätten Granaten abgefeuert, die nach dem Aufprall auf eine Wand weißen, geruchlosen Rauch freigesetzt hätten, wurde behauptet.

Falschinfos

Kämpfer hätten über Schwindel und Kopfschmerzen geklagt. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben lag nicht vor. Vorherige oppositionelle Angaben über einen angeblichen Einsatz von Giftgas hatten sich nach Einschätzung von Militärexperten als falsch herausgestellt. 

Russland: Waffen wurden verlegt

Russland rechnet nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow nicht mit einem Einsatz der syrischen Chemiewaffen durch die Führung in Damaskus. Das wäre politischer Selbstmord, sagte Lawrow in einem am Montag veröffentlichten Interview des Fernsehsenders Russia Today. Die Regierung habe die Waffen zwar verlegt, dies sei aber nur aus Sicherheitsgründen geschehen. Die Chemiewaffen würden nun an zwei Orten gelagert, um sicherzustellen, dass sie geschützt seien, erklärte der Minister.

Die Regierung in Damaskus hat wiederholt betont, sie werde keine Chemiewaffen einsetzen. Der Westen hatte Präsident Baschar al-Assad wiederholt vor deren Einsatz gewarnt und mit Konsequenzen gedroht. Syriens Vorräte an Chemiewaffen gelten als die größten in der Region und sollen unter anderem aus Sarin, Senfgas und VX bestehen.

Angeblich Luftangriff auf Bäckerei

Bei einem Luftangriff sind am Sonntag Dutzende Zivilisten getötet worden. Allerdings schwankte die Zahl der Todesopfer je nach Angaben. Anrainern zufolge kamen bei der Bombardierung einer Bäckerei in der Stadt Halfaya in der zentralsyrischen Provinz Hama etwa 90 Menschen ums Leben, die in einer Schlange standen, um Brot zu kaufen. Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 60 Toten. In ersten Berichten war sogar von bis zu 200 Todesopfern die Rede gewesen war. Die Angaben können nicht überprüft werden.

Unter den Opfern befanden sich demnach viele Frauen und Kinder. Die Stadt war vor kurzem von Rebellen eingenommen worden. Von Aktivisten ins Internet gestellte Videos zeigten zahlreiche blutüberströmte Leichen, die zwischen Trümmern lagen.

Der Kameramann sagt: "Schau, Welt, schau Dir das Massaker von Halfaya an." Stadtbewohner wühlten mit bloßen Händen im Schutt nach Überlebenden, während Tote und Schwerverletzte inmitten des Chaos auf offenen Pritschenwagen abtransportiert wurden - professionelle Rettungskräfte waren offenbar zunächst nicht vor Ort

Lieferengpässe

Insgesamt sollen mehr als tausend Menschen vor der Bäckerei angestanden sein. Angesichts der Lieferengpässen bei Treibstoff und Mehl können die Bäcker in ganz Syrien nur noch sehr unregelmäßig produzieren. Die Einwohner müssen manchmal stundenlang warten, um an Brot zu gelangen.

Der internationale Sondergesandte Lakhdar Brahimi reiste erstmals seit zwei Monaten wieder nach Syrien. Dabei wählte er den Landweg von Libanon aus, weil die Verbindung zwischen Damaskus und dem internationalen Flughafen der syrischen Hauptstadt wegen Kämpfen unsicher geworden ist.

Ende August hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch den Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad vorgeworfen, innerhalb von drei Wochen allein in der nordsyrischen Provinz Aleppo mindestens zehn Bäckereien bombardiert zu haben. Dabei seien viele Menschen getötet worden, allein 60 bei einem Bombardement in der Stadt Aleppo Mitte August.

Flüchtlingslager unter Beschuss

Nach Erhebungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) sind bei dem Konflikt in Syrien bisher mehr als 700 Palästinenser getötet worden. Die PLO habe die syrische Regierung aufgefordert, die in Syrien lebenden palästinensischen Langzeit-Flüchtlinge aus dem Konflikt "herauszuhalten", sagte der PLO-Flüchtlingsbeauftragte Sakariya al-Aga am Sonntag bei einer Konferenz zur Lage der Flüchtlinge, die in der ägyptischen Hauptstadt Kairo stattfand.

Die Spannungen in den Flüchtlingslagern der Palästinenser, die zum Teil schon seit Jahrzehnten in Syrien leben, haben in den vergangenen Wochen zugenommen. Am Sonntagabend wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erneut mehrere Raketen auf das Flüchtlingslager Yarmuk in Damaskus abgefeuert. Dabei wurden zwei Männer getötet, ein dritter wurde von einem Heckenschützen tödlich getroffen. Bereits vor einer Woche wurden aus Yarmuk Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der syrischen Führung gemeldet.

Diesellieferung eingetroffen

 Die syrische Regierung erhielt inzwischen zwei Schiffsladungen an Diesel von ihrem Verbündeten Russland. Es handelt sich um die erste größere Treibstofflieferung seit Monaten. Es soll sich um rund 42.000 Tonnen bei einem Marktpreis von rund 30 Millionen Euro handeln. (APA, 23.12.2012)