Moskau/Kiew/Riga - In Russland steht aufgrund der längsten Dezemberfröste seit einem halben Jahrhundert das Leben in Teilen Russlands still. Wegen der klirrenden Temperaturen und Dutzenden Kälteopfern rief die Regierung zu besonderer Wachsamkeit auf.

Mit klirrendem Frost von bis zu minus 32 Grad hat die Region um die russische Hauptstadt Moskau die bisher kälteste Nacht des Winters erlebt. Eltern durften selbst entscheiden, ob sie ihre kleinen Kinder in die Grundschule schicken wollten. Die Schulen seien geöffnet, Fehlzeiten würden aber nicht als Schwänzen gewertet, teilte die Schulbehörde mit.

In der Teilrepublik Sacha in Sibirien frieren die Menschen in diesen Tagen in einigen Orten bei bis zu minus 57 Grad. Landesweit müsse der Zivilschutz seine Ausrüstung und Vorräte überprüfen, um für Notfälle bereit zu sein, forderte der zuständige Minister Wladimir Putschkow am Sonntag der Agentur Interfax zufolge.

Notstand in Teilrepublik Tuwa

In der südsibirischen Teilrepublik Tuwa riefen die Behörden angesichts tagelangen Frosts von unter minus 40 Grad den Notstand aus. Die Schüler in der Region an der Grenze zur Mongolei bekamen kältefrei. Weil Leitungen einfroren, waren tausende Menschen zeitweise ohne Strom. Trotz der "unnormalen" Wetterlage in einigen Gebieten sei die Situation "schwierig, aber stabil", sagte Putschkow.

Landesweit sind seit Anfang Dezember bereits zahlreiche Menschen erfroren und Hunderte verletzt worden. Kritiker bemängeln, dass es für Obdachlose nicht ausreichend Notunterkünfte gebe.

Dutzende Tote nach Bränden

Am Baikalsee in Sibirien starben fünf Fischer in einem Gasthaus, als ein Gaszylinder explodierte. Die Männer hatten sich aufwärmen wollen. Fast täglich sterben Dutzende Menschen bei Bränden, weil wegen Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen Feuer ausbrechen.

Im Gebiet Twer zwischen Moskau und St. Petersburg riefen die Behörden Raststätten dazu auf, Benzin- und Lebensmittelvorräte zu überprüfen. Erwartet wurden Temperaturen von bis zu minus 30 Grad. Moskau erlebte mit minus 22,2 Grad die bislang kälteste Nacht des Winters. Die Behörden kündigten vorsorglich an, dass bei Temperaturen ab minus 25 Grad der Grundschulunterricht ausfalle.

Ukraine und Lettland ebenfalls betroffen

Auch in der Ukraine sorgten Schnee und Eis weiter für Chaos auf den Straßen. Bislang seien landesweit mehr als 3.300 Wärmepunkte eingerichtet, in denen Frierende etwa mit heißem Tee versorgt würden, teilte das Zivilschutzministerium der Ex-Sowjetrepublik in Kiew mit.

Auch in Lettland sind vier Menschen in der Kälte ums Leben gekommen, manche von ihnen waren alkoholisiert, berichtete die lettische Nachrichtenagentur LETA. Weitere zwölf Personen wurden in Krankenhäusern wegen Erfrierungen behandelt. (APA, 23.12.2012)