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15. Mai 2010: Ein Mann probiert im Rahmen der 139. Jahresversammlung der National Rifle Association die Zielvorrichtung eines Gewehrs aus.

Foto: REUTERS/Chris Keane

Nach dem Amoklauf an einer Volksschule in Newtown, USA, hielt sich die National Rifle Association (NRA), lange bedeckt. Nicht zuletzt mied man das Rampenlicht wohl, weil die neuerliche Tragödie die lockeren Waffengesetze des Landes zum Kippen bringen könnte. Nun dürfte sich die Waffenlobby allerdings eine Verteidigungsstrategie zurechtgelegt haben, um von der Waffendebatte abzulenken: Nicht der leichte Zugang zu Waffen sei an den Massakern schuld, sondern so genannte "Killerspiele" und gewaltverherrlichende Medien.

Herzlose, verderbte und zerstörerische Schattenindustrie

"Hier ist eine weitere schmutzige Wahrheit, die die Medien zu vertuschen versuchen. In diesem Land existiert eine herzlose und korrumpierende Schattenindustrie, die Gewalt gegen die eigenen Landsleute verkauft und sät", sagt NRA-Geschäftsführer Wayne LaPierre in einer aktuellen Stellungnahme. "Mit bösartigen, gewalttätigen Videospielen, mit Namen wie 'Bulletstorm', 'Grand Theft Auto', 'Mortal Kombat' und 'Splatterhouse'."

Um seinen Standpunkt zu untermauern, gräbt LaPierre sogar ein bislang weitgehend unbekanntes, besonders morbide klingendes Browserspiel hervor, in dem Spieler gegen bewaffnete Kindergartenkinder antreten. "Und hier ist eines: Es heißt 'Kindergarten Killers'. Es ist bereits zehn Jahre online. Wie können meine Forschungsmitarbeiter das finden, und keiner von euch, oder wolltet Ihr, dass niemand weiß, dass Ihr es gefunden habt?"

"Schmutzigste Form der Pornografie"

"Und dann gibt es die blutrünstigen Splatterfilme wie 'American Psycho' und 'Natural Born Killers' (...) und tausende Musikvideos die das Leben als Witz und Morden als Lebensweise porträtieren. Und sie haben die Unverschämtheit, es Unterhaltung zu nennen", weitet der NRA-Chef seine Medienkritik aus. "Aber ist es wirklich Unterhaltung? Ist das Fantasieren vom Töten von Menschen in Wirklichkeit nicht die schmutzigste Form der Pornografie?"

"Völlig inakzeptabel"

Die Rede wird unterdessen in politischen Kreisen bereits stark kritisiert, berichtet Gameindustry. Der kalifornische Senator Leland Yee bezeichnete LaPierres Stellungnahme als "armselig und völlig inakzeptabel". Nicht zuletzt hätte die NRA im Jahr 2011 die Gesetzesvorlage gegen Gewalt in Videospielen in keinster Weise unterstützt.

Anstatt nun ernsthafte Lösungsvorschläge für die zunehmenden Gewaltprobleme in den USA zu erarbeiten, sei man lediglich damit beschäftigt, einen Sündenbock zu finden. (zw, derStandard.at, 27.12.2012)