"Iss Dein Essen auf! Denk an die Kinder in Afrika, die verhungern müssen." Diese oder ähnliche Sätze haben manche von uns zu hören gekriegt - und noch unangenehm in Erinnerung. Neulich in einem Hotel in der Nähe von Mombasa, Kenia. Die Tische des Feiertagsbuffets biegen sich förmlich unter den Köstlichkeiten: Langusten, Salate, exotische Früchte, allerlei Currys, es duftet und dampft und ist eine Augenweide. Von allem ist reichlich vorhanden und der Gast kann ganz sicher sein, dass er nicht hungrig auf seine Sonnenliege zurückkehren muss. Gerade einmal drei, vier Menschen reihen sich mit ihren Tellern an einer der vielen, vielen Vitrinen.
Da passiert es, dass ein rotgesichtiger Europäer sich von einem Kollegen vom Kontinent überholt fühlt. Er weist ihn ärgerlich zurecht. Schließlich müssten alle für den ersehnten Truthahnaufschnitt anstehen. Der andere Mann erwidert, er wolle gar nicht den Truthahn sondern das Roastbeef. Trotzdem müsse er sich gefälligst hinter ihm anstellen, meint Ersterer. Die Situation eskaliert derart, dass der eine dem anderen Schläge androht - und auch schon dabei ist auszuholen, als endlich andere Gäste dazwischengehen und die beiden Streithähne auseinanderziehen.
Was ist es, das Menschen, die alles in Hülle und Fülle besitzen, glauben macht, sie seien zu kurz gekommen? Jetzt bin ich es die einen roten Kopf hat, vom Fremdschämen. Gerade auf Reisen tritt dieses Phänomen nämlich besonders oft auf, da einen die gemeinsame Sprache oft mit den unangenehmsten Zeitgenossen verbindet. Bleibt nur, an Silvester alle Buffets zu meiden. Und dorthin zu gehen, wo man nichts versteht. (Tanja Paar, derStandard.at, 02.12.2012)