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Für viele Österreicher scheint die Verteuerung an der Zapfsäule kaum eine Rolle zu spielen, wie der hohe Anteil an - spritfressenden - Geländewagen zeigt

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Österreichs Autofahrer mussten im Jahr 2012 um fünf Prozent mehr für Sprit ausgeben als im bisherigen Rekordjahr 2011, die Ölpreise legten dagegen heuer nur um 1,9 Prozent zu, rechnet der ÖAMTC vor. Ein Liter Diesel kostete im Jahresschnitt 1,408 Euro und ein Liter Superbenzin 1,454 Euro, die unterjährigen Schwankungen waren beträchtlich. Im Vergleich zu früher, aber auch im Vergleich zu den meisten EU-Ländern geben die heimischen Autofahrer anteilsmäßig aber weniger fürs Tanken aus, geht aus Daten des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) hervor.

Vor drei Jahrzehnten war Treibstoff verhältnismäßig deutlich teurer. 1980 Betrug der Arbeitsaufwand eines Industriearbeiters für zehn Liter Normalbenzin nach Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) 75 Minuten, im Jahr 1990 waren es dann nur mehr 49 Minuten, zehn Jahre später 51 und im Jahr 2010 50 Minuten Zum Vergleich: Für ein Kilo Mischbrot musste ein Industriearbeiter 2010 länger, nämlich 11,4 Minuten, arbeiten als 1980 (9,8 Minuten). Ein für eine 100 Kilometer lange Bahnfahrt hat sich der Arbeitsaufwand in 30 Jahren nur leicht von 75 auf 72 Minuten reduziert.

Wenn man in die Nachbarländer blickt, zeigt sich, dass Österreichs Autofahrer trotz Rekordpreise nicht so tief in die Tasche greifen müssen. Im Verhältnis zur Kaufkraft gehören die heimischen Spritpreise nämlich zu den niedrigsten in der EU. Eine 50-Liter-Tankfüllung Eurosuper kostete im Sommer im teuersten EU-Land Ungarn 104 Euro (2,08 Euro pro Liter) und in Österreich nur 68 Euro (1,37 Euro pro Liter), errechnete der VCÖ im August unter Beachtung der Kaufkraft. Schlusslicht war Dänemark mit 51 Euro für eine Eurosuper-Tankfüllung (1,02 Euro pro Liter). Damit war Eurosuper im Verhältnis zum Einkommen hierzulande am sechstbilligsten, bei Diesel belegte Österreich Rang 8.

Große Schwankungen

Heuer kam es im Jahresverlauf in Österreich zu großen Schwankungen beim Spritpreis, wenngleich sowohl Diesel als auch Superbenzin momentan im Schnitt etwa gleich viel kosten wie zu Jahresbeginn, so der ÖAMTC heute. Superbenzin hat sich vor allem im zweiten und dritten Quartal beträchtlich verteuert, Diesel hingegen hat sich zunächst verbilligt, im dritten und vierten Quartal kam es dann zu einem Anstieg. Rekordverdächtig waren laut dem Autofahrerclub auch die Preisdifferenzen bei den einzelnen Tankstellen. Der höchste Superbenzinpreis betrug heuer an einer Autobahntankstelle mit Bedienung 1,689 Euro je Liter, der niedrigste lag bei 1,279 Euro. Diesel schwankte zwischen 1,600 und 1,218 Euro.

Aber auch die heurigen Steigerungen beim Treibstoff relativieren sich, sobald man über die Landesgrenzen schaut. In fast allen anderen EU-Staaten ist der Anstieg nämlich deutlich heftiger ausgefallen. Laut VCÖ-Berechnungen kostete ein Liter Eurosuper Mitte Dezember 2012 "nur" 3,4 Cent mehr als zum Jahresende 2011, womit Österreich im EU-Ranking der Preisdifferenzen auf Platz 24 lag. Die größte Verteuerung mit 16,4 Cent pro Liter hatten slowenische Autofahrer zu verkraften, der EU-Schnitt lag bei 7,8 Cent. Auch beim Diesel lag Österreich mit einem Anstieg von 1,8 Cent je Liter deutlich unter dem EU-Mittelwert von 4,8 Cent und belegte, ex-aequo mit Estland, Rang 23. Den stärksten Anstieg verzeichnete Finnland mit einem Plus von 14,1 Cent pro Liter. In Frankreich und Griechenland hat sich Diesel sogar leicht verbilligt.

Während vor allem Pendler unter den hohen Spritpreisen ächzen, scheint für viele Österreicher die Verteuerung an der Zapfsäule kaum eine Rolle zu spielen, wie der hohe Anteil an (spritfressenden) Geländewagen zeigt: Schon jeder siebte Neuwagen ist hierzulande ein sogenannter SUV. Auch die mit Autos zurückgelegten Kilometer sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und halten sich erst seit der Wirtschaftskrise auf einem hohen Niveau, so der VCÖ heute auf APA-Anfrage. Binnen zehn Jahren, zwischen 1999/2000 und 2009/2010, haben die gefahrenen Pkw-Kilometer der Haushalte um knapp ein Viertel von 41 Millionen auf 51 Millionen Kilometer zugelegt, geht aus Statistik-Austria-Daten hervor. (APA, 28.12.2012)