Wien - Die Wiener Polizei fahndet weiterhin nach dem unbekannten Vergewaltiger, der seit Anfang November mindestens drei Opfer in der U-Bahn-Linie U6 ausgesucht haben soll. Nach der Veröffentlichung von Bildern aus Überwachungskameras seien einige Hinweise eingegangen, hieß es am Freitag. Die Auswertung war zunächst noch im Gange. Die Wiener Linien wiesen darauf hin, dass im kommenden Jahr 1,2 Millionen Euro in den weiteren Ausbau der Videoüberwachung investiert werden. "Auch bei Straftaten, die nicht in einem Verkehrsmittel direkt stattfinden, werden wir so die Arbeit der Exekutive weiterhin unterstützen", betonte eine Sprecherin.

Verfolgung nach Verlassen der U-Bahn

Wie der STANDARD berichtete, hatte der Täter die Frauen immer in den Nacht- beziehungsweise Morgenstunden verfolgt, nachdem diese die U-Bahn verlassen hatten. Damit die Opfer keinen Notruf absetzen konnten, raubte er ihnen neben dem Bargeld auch deren Mobiltelefone.

Erst vor kurzem hatte ein 25-jähriger Obdachloser eine junge Frau in einem Wagen der U6 vergewaltigt. Mehrere Stationen lang waren keine anderen Passagiere zugestiegen, weil nur wenig davor außerfahrplanmäßig ein anderer Zug unterwegs war. Der mutmaßliche Täter wurde aufgrund der Fahndungsfotos inzwischen in Graz verhaftet und sitzt in Wien in U-Haft. Bei einem weiteren Zwischenfall in der U6 wurde einen Tag vor Weihnachten eine Lehrerin, die einer angepöbelten Jugendlichen helfen wollte, zusammengeschlagen. Der Täter war bis Freitag noch nicht gefasst.

Polizei empfiehlt Nähe zu Notruftastern

Die Polizei empfiehlt Fahrgästen, sich in bedrohlichen Situationen in der Nähe von Notruftastern aufzuhalten. "Und zwar schon dann, wenn man beginnt, sich unwohl zu fühlen", so Polizeisprecher Roman Hahslinger. Wer das Gefühl habe, verfolgt zu werden, sollte sich - abgesehen vom Anruf beim Polizeinotruf 133 - Passanten anvertrauen oder um Hilfe in offenen Lokalen bitten. Komme es tatsächlich zu einem Angriff, sei es wichtig, auf sich aufmerksam zu machen. Zum Beispiel mit lauten Schreien.

Rund um die Uhr telefonisch erreichbar sind auch die Frauenhelpline gegen Männergewalt 0800/222 555 und der Wiener Frauennotruf 01/71 71 9. (simo, DER STANDARD, 29./30.12.2012)