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Empörung und Trauer nach dem Tod der jungen Studentin.

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Ein Beauftragter der indischen Regierung in Singapur gab den Tod der jungen Studentin bekannt.

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MedizinerInnen in Indien hatten den Transport der 23-Jährigen nach Singapur als riskant bezeichnet und erklärt, sie erhalte bereits die bestmögliche Behandlung im eigenen Land.

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Singapur - Eine von mehreren Männern vergewaltigte Inderin hat ihren tagelangen Kampf ums Überleben verloren. Die 23-Jährige erlag am Samstag ihren schweren inneren Verletzungen, wie das behandelnde Krankenhaus in Singapur mitteilte. Die sechs mutmaßlichen Täter müssen sich wegen Mordes verantworten. Die Nachricht über den Tod der Frau löste in Indien Trauer und neue Proteste aus.

In mehreren Städten zündeten die Menschen Kerzen für das Opfer an. Tausende demonstrierten erneut gegen sexuelle Gewalt und für mehr Frauenrechte. Alle führenden Politiker traten vor Mikrofone und versprachen Maßnahmen, damit sich ein solcher Fall nicht wiederhole.

Gesellschaftlicher Wandel erhofft

Premierminister Manmohan Singh rief dazu auf, die durch den Fall geweckten Emotionen für einen gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. "Sie mag ihren Kampf ums Überleben verloren haben, aber es liegt an uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war", erklärte er. "Ich bete für den Frieden der verstorbenen Seele und hoffe, dass ihre Familie die Kraft haben wird, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen."

Präsident Pranab Mukherjee sagte, die 23-Jährige sei stark und tapfer gewesen. "Sie ist eine wahre Heldin und symbolisiert die indische Jugend und Frauen auf das Beste."

Nackt aus Bus geworfen

Die junge Frau war vor fast zwei Wochen in Neu Delhi in einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange malträtiert und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Tagelang kämpften erst indische Ärztinnen und Ärzte und dann ein SpezialistInnenteam in Singapur um ihr Überleben.

MedizinerInnen in Singapur obduzierten inzwischen die Leiche, der Bericht sollte schnellstmöglich den indischen Behörden übergeben werden. Die Leiche der Studentin selbst ist am Samstag aus Singapur in Richtung Neu Delhi ausgeflogen worden.

Verdächtige des Mordes angeklagt

Die Tatverdächtigen sollen des Mordes angeklagt werden. Die Polizei wolle das Anklageprotokoll bis Donnerstag ausfüllen, sagte ein Sprecher. Den Männern droht die Todesstrafe. Zunächst waren sie unter anderem der Vergewaltigung und des versuchten Mordes angeklagt gewesen, worauf maximal eine lebenslange Haftstrafe steht.

Bevor die schwer verletzte Frau nach Singapur geflogen worden war, hatten Ermittler sie befragt. Diese Aussagen sollen vor Gericht verwendet werden.

Friedliche Demonstrationen

Trauernde trafen sich zu friedlichen Demonstrationen in der Hauptstadt Neu Delhi. Kundgebungen gab es auch in den Metropolen Bangalore, Kolkata und Mumbai, wo Bollywood-Berühmtheiten mit ihnen demonstrierten. "Sie ist tot. Aber ihr Kampf muss jeden aufwecken, jetzt etwas zu tun", stand auf einem der Plakate. Und auf einem weiteren: "Die Flamme, die sie entzündete, soll nie mehr verlöschen."

Die DemonstrantInnen in Neu Delhi riefen im Chor: "Wir wollen Gerechtigkeit". Einige forderten die Todesstrafe auch für Vergewaltiger, andere lehnten eine Verschärfung der Strafen ab, wollen aber ein härteres Durchgreifen der Polizei. Manche hatten sich schwarze Tücher über den Mund gebunden und wollten am liebsten gar nichts mehr sagen. "Wir haben genug geschrien", sagte eine junge Frau mit Tuch. "Jetzt wollen wir Taten sehen."

In ihren Reden appellierten DemonstrantInnen in Neu Delhi, die Bewegung dürfe an diesem Tag nicht enden. "Ich hoffe, dass ein Wandel passiert in dieser Gesellschaft, die Frauen so gering schätzt", sagte die Studentin Aswathy Senan.

Proteste untersagt

Proteste im Regierungsviertel und rund um das Wahrzeichen India Gate waren erneut untersagt. Spezialeinheiten der Polizei riegelten Straßen ab und wiesen den DemonstrantInnen zwei Treffpunkte zu. Zehn Metro-Stationen blieben geschlossen, um Kundgebungen von Parlament und Präsidentenpalast fernzuhalten. Dort waren am vergangenen Wochenende Proteste in Gewalt umgeschlagen. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, ein Polizist starb. (APA/red, 28.12.2012)