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Rita Levi-Montalcini

Foto: APA/EPA/FABIO CAMPANA

Rom - Die italienische Medizin-Nobelpreisträgerin Rita Levi-Montalcini ist am Sonntag im Alter von 103 Jahren in ihrer Wohnung in Rom gestorben. Dies berichteten italienische Medien. Die Grande Dame der italienischen Medizinforschung, die 1986 für ihre Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors (NGF) mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war die älteste lebende Nobelpreisträgerin. Sie saß auch im italienischen Parlament als Senatorin auf Lebenszeit. Trotz angegriffener Gesundheit war die gebürtiger Turinerin noch Mitglied des Nationalen Wissenschaftsrats, Präsidentin der Multiple-Sklerose-Gesellschaft und nahm engagiert zu aktuellen Fragen Stellung.

Am 22. April 1909 in Turin als Zwilling geboren (ihre Schwester Paola, Malerin wie die Mutter, starb im Jahr 2000), studierte sie beim Histologen Giuseppe Levi Medizin. 1938 brach ihre Karriere ab, als Italien die NS-Rassegesetze übernahm. Sie emigrierte mit Giuseppe Levi nach Brüssel, kam im Krieg als Widerstandskämpferin nach Italien zurück, wurde Ärztin bei den Alliierten und ging 1947 in die Vereinigten Staaten, wo ihr die Entdeckung des Wachstumsfaktors der Nervenzellen gelang. Es handelt sich dabei um einen Eiweißstoff, der für das Wachsen der Nervenfasern und das Überleben der Nervenzellen unabdingbar ist. Forscher gehen davon aus, dass das Protein in der Therapie von Alzheimer und Multipler Sklerose eingesetzt werden kann. Dafür erhielt sie 1986 zusammen mit dem Biochemiker Stanley Cohen den Nobelpreis. 1963 war sie nach Italien zurückgekehrt.

Das hohe Alter machte der Neurobiologin keine Angst. Im Gegenteil, sie sah das Altern als Chance. "Mein Gehirn arbeitet jetzt besser als mit 20. Hinzu habe ich noch den Vorteil der vielen Erfahrungen, die ich angesammelt habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich 100 Jahre alt werde, ich hatte ein Leben voller Freude, wie es Wenige gehabt haben", so Levi Montalcini anlässlich ihres 100. Geburtstags. Das Geheimnis ihres hohen Alters erklärte die Forscherin mit ihrem totalen Desinteresse, nach ihren eigenen Bedürfnissen zu suchen. "Ich stehe ausschließlich im Dienst der Forschung, ich habe in meinem Leben weder Ruhm noch Geld angestrebt", sagte sie. (APA/red, derStandard.at, 30. 12. 2012)