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Wer ein Heimwerkerking sein will, braucht sein eigenes Werkzeug. Mit Neuanschaffungen hielten sich die Österreicher im abgelaufenen Jahr aber zurück. Das Internetgeschäft boomt noch nicht.

Foto: APA/Fohringer

Positivnachrichten von Baumärkten waren zuletzt eine Seltenheit. In Österreich konnte der angeschlagene Marktführer Baumax nur mit frischen Bankkrediten und Gesellschafterzuschüssen im Volumen von 80 Millionen Euro gerettet werden.

Die größte deutsche Kette Obi hat in Österreich 33 von 206 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. Beim drittgrößten deutschen Baumarktbetreiber Praktiker musste der österreichische Unternehmer Alain de Krassny mit einer Geldspritze in Höhe von 27 Millionen Euro als Retter einspringen.

Umbruch?

Ist also ein großer Umbruch in der Branche in Gang? Kommt es, ähnlich wie in anderen Bereichen, zu einer Verlagerung des Geschäfts ins Internet? Peter Schnedlitz, Vorstand des Instituts Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien, sieht die Branche zumindest in einer " Midlife-Crisis". Wobei es aber zu unterscheiden gelte: Baumax sei vor allem wegen der raschen Expansion in Osteuropa ins Trudeln gekommen, in Österreich sei es kein "sinkendes Schiff".

Generell meint er aber: "Nach 30 Jahren wäre ein Überdenken der bisherigen Konzepte wichtig." Der Betriebstyp Baumarkt sei schlicht und ergreifend "langweilig" geworden. "Sie müssen wieder interessanter werden, damit die Neugier angeregt und die Kundenfrequenz erhöht wird." In der Vergangenheit habe man sich zu sehr auf Kostenreduktionen im Einkauf konzentriert. "Die Kundenseite wurde vernachlässigt."

Auf den Internethandel führt Schnedlitz die aktuellen Probleme aber nicht zurück. Das Online-Geschäft mache derzeit nur einen einstelligen Prozentbereich vom Gesamtmarkt aus. Lediglich bei manchen hochwertigen Heimwerkerartikeln mit starken Marken dahinter - etwa Schlagbohrer - seien die Verkaufszahlen im Internet etwas höher. Daran werde sich kurzfristig nichts ändern, ist Schnedlitz überzeugt. "Dem Internet die Schuld zu geben wäre eine Verkennung der Situation."

Höherer Marktanteil

Es gibt aber auch Experten, die eine andere Meinung vertreten. Die deutschen Unternehmensberater Suberg Consultants gingen in einer Marktanalyse Mitte 2012 davon aus, dass die Online-Umsätze bei Baumarktartikeln bis 2020 auf rund 20 Prozent steigen werden. Laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG gaben immerhin 37 Prozent der Befragten an, dass ein Online-Kauf "in Zukunft attraktiv" sei - vorausgesetzt, Qualität und Lieferbedingungen passen.

Das fehlende haptische Erlebnis, sprich dass man die Ware im Netz nicht angreifen kann, wird nur bedingt als Problem gesehen. Das Beispiel Textilien zeige, "dass Verbraucher mittlerweile bereit sind, jene Produkte über Internet zu erwerben, deren genaue Merkmale sich online nur unzureichend darstellen lassen", heißt es. (Günther Oswald, DER STANDARD, 2.1.2013)