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Rekordweltmeister Phil Taylor hat wieder zugeschlagen.

Foto: AP/ PA Wire

London - Ein vergleichsweise simples Lachen, mehr konnte die sonst so emotionale Darts-Legende Phil Taylor im Moment des Triumphes nicht aufbringen. Der Rekordweltmeister hatte bei der WM in London seinen 16. Titel gewonnen, zum ausgelassenen Jubel im randvollen und stickigen Londoner Alexandra Palace fehlte ihm jedoch die Kraft. Das 7:4 im packenden Finale gegen den niederländischen Nachwuchs-Star Michael van Gerwen war dem alternden Idol an die Substanz gegangen.

Also streckte "The Power" den 2500 bierseligen Fans nur seine mächtigen Arme entgegen. Der "stolzeste Mann der Welt" sei er, sagte der 52-Jährige, seine tätowierten Unterarme glänzten vor Schweiß. "Power" steht riesengroß auf seinem rechten Arm, "Glory" links.

Taylor schraubte als Teenager für einen Hungerlohn Toilettenpapier-Halter zusammen, ehe sein sportlicher Aufstieg begann, mehr schlecht als recht hielt er sich über Wasser. Mittlerweile ist er Millionär.

Mit einer Doppel-16 zum Titel

Auf dem Weg zum 16. WM-Titel wankte das englische Dart-Idol mehrfach, aber es fiel nicht. Nach knapp zweieinhalb Stunden rammte Taylor seinen Pfeil in die Doppel-16 und beendete das Match - und damit van Gerwens Traum, als jüngster Weltmeister in die Geschichte des Dartsports einzugehen.

Der 23 Jahre alte Niederländer hatte Taylor mit seinem aggressiven und präzisen Spiel schwer gefordert. Doch nach zweimaligem Rückstand startete "The Power", der Schulabbrecher aus Stoke-on-Trent, durch. Er gewann fünf Sätze in Folge und den Titel. Nach dem Finale verteilte der als geizig geltende Taylor großzügig Komplimente: "Michael hat mir alles abverlangt. Der Junge ist phänomenal."

Auf dem Weg ins Finale hatte van Gerwen erst den englischen Titelverteidiger Adrian Lewis ausgeschaltet, im Halbfinale räumte er dessen Landsmann James Wade aus dem Weg. Erst im Endspiel fand er in Taylor seinen Meister. "Es war ein hartes Spiel. Phil war unglaublich", sagte der bullige van Gerwen. 

Eklat im Halbfinale

Taylor, der immer wieder mit "There's only one Phil Taylor" umjubelte Liebling des Publikums, wurde für eine Unsportlichkeit vor dem Finale abgestraf, nachdem das Halbfinal-Duell gegen seinen langjährigen Rivalen Raymond van Barneveld (Niederlande) zum Eklat geriet: Vom Sieg berauscht, verweigerte er seinem Gegner den Handschlag und ließ sich stattdessen vom Publikum feiern. Als sich die Kontrahenten dann doch die Hand gaben, schubste Taylor den Niederländer weg. Böse Worte waren die Folge.

Danach posierte Taylor breit grinsend mit dem monströsen WM-Pokal, der zum ersten Mal den Namen des verstorbenen Dart-Kommentators und Taylor-Freundes Sid Waddell trug. Jener Sid Waddell, der einst über Taylor sagte: "Er würde dir nicht einmal das gönnen, was ihm aus dem Mundwinkel tropft, wenn er gerade in ein Bacon-Sandwich beißt." (sid/red, 2.1.2013)