Marburg - Nach Schätzungen von Experten leiden zwischen rund 3 und 5 Prozent jener Menschen, die von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung betroffen sind, an einer Panikstörung. Typische Symptome sind plötzlich einsetzende panische Angst, Herzrasen, Schwitzen und der Gedanke, sterben zu müssen oder in Ohnmacht zu fallen.

Eine Studie zum Einfluss von Psychotherapie auf Hirnprozesse bei Patienten mit Panikstörung, unter Leitung von Tilo Kircher und Benjamin Straube von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg, wurde nun im Fachjournal "Biological Psychiatry" veröffentlicht. Den Angaben der Autoren zufolge handelt es sich dabei um die weltweit größte Studie zum Effekt von Psychotherapie auf das Gehirn, die bislang mit der Methode der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) durchgeführt wurde.

Größere Wirkung auf kognitive Prozesse

Bisher war ungeklärt, wie sich Psychotherapie auf das Gehirn von Patienten mit Panikstörung auswirkt. Die Ergebnisse der Studie ließen eine spezifische Rolle des linken inferior frontalen Kortex bei der Furchtkonditionierung bei Patienten mit Panikstörung erkennen, indem sie eine Hyperaktivierung dieser Region vor der Therapie im Vergleich zu Gesunden zeigten. Nach der Teilnahme an einer "Kognitiven Verhaltenstherapie" (KVT) reduzierte sich die Aktivierung auf ein Normal-Niveau.

Außerdem konnte beobachtet werden, dass bei Patienten mit Panikstörung der linke inferior frontale Gyrus eine erhöhte Verknüpfung (Konnektivität) zu Regionen der Furchtverarbeitung (Amygdala, anterior zinguläre Kortex, Insula) aufweist, was auf einen erhöhten Zusammenhang "kognitiver" und "emotionaler" Prozesse im Vergleich zu Gesunden hinweist.

Die Forscher ziehen allerdings den Schluss, dass die "Kognitive Verhaltenstherapie" nicht primär auf emotionale Prozesse, sondern eher auf kognitive Prozesse - verbunden mit dem linken inferior frontalen Gyrus - zu wirken scheint.

Diese Erkenntnis soll helfen, Therapieverfahren weiter zu optimieren, um Patienten mit Panikstörung und deren Folgen (wie etwa Agoraphobie) noch effizienter therapieren zu können. Weitere Analysen sollen zudem Aufschluss darüber geben, ob genetische Prädispositionen der Patienten die beschriebenen neuralen Prozesse sowie den Erfolg der Therapie beeinflussen. (red, derStandard.at, 3.1.2013)