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Ein Bild aus besseren Tagen: Bettina und Christian Wulff winken vor dem Schloss Bellevue in Berlin. Wulff war 598 Tage lang Bundespräsident, er trat vor elf Monaten zurück.

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Für Spezialblätter zur Erörterung des Zwischenmenschlichen im Prominentenbereich ist der Jahresauftakt 2013 ein echt starker. Gleich am 1. Jänner trennen sich Rafael und Sylvie van der Vaart. Schon eine Woche später ziehen der ehemalige deutsche Bundespräsident und seine Frau nach.

"Bettina und Christian Wulff haben sich am Wochenende einvernehmlich räumlich getrennt, nehmen ihre Verantwortung für ihren Sohn gemeinsam wahr und werden keine weiteren Erklärungen zu ihrer privaten Situation abgeben", heißt es in einer dürren Erklärung ihrer Anwälte.

Kein Vergleich zu früheren Jahren. Da durfte noch die Bild-Zeitung Schwangerschaft, Verlobung und Blitzhochzeit der beiden exklusiv mit vielen schönen Fotos vermelden. Auch wenn die Wulffs später Bälle oder ferne Länder besuchten, waren Fotografen gern gesehene Begleiter. Und diese kamen stets in Scharen. Denn wie die Guttenbergs schienen auch die Wulffs den Glamour für sich gepachtet zu haben - wobei bei den Wulffs im Gegensatz zu den Guttenbergs die Frau alleine strahlte und sich ihr biederer Mann gerne in ihrem Glanz sonnte.

Das Problem der Wulffs jedoch war: Die Medien blieben dran wie lästige Fliegen, auch als die Zeiten längst nicht mehr so rosig waren. Selbst seriöse Blätter spekulierten, dass Wulff seiner Frau mit vielem wohl einen Gefallen getan haben wollte: mit dem viel zu teuren Haus in Großburgwedel (bei Hannover), den Urlauben bei reichen Freunden und letztendlich auch mit seiner Kandidatur für das höchste Amt im Staate.

Wie es wirklich war, wird man wohl nie erfahren. Fakt jedenfalls ist: Christian Wulff hat das Haus in Großburgwedel, mit dem all sein Unglück begann (siehe Chronologie), verlassen und lebt seit dem Wochenende alleine in einer Wohnung in Hannover. Bettina Wulff bleibt mit dem gemeinsamen Sohn Linus (4) und ihrem Sohn Leander (9) aus einer früheren Beziehung in Großburgwedel. Beide haben am Montag bei ihrem Anwalt eine Trennungsvereinbarung unterzeichnet.

Besuch beim Eheberater

Überraschend kam die Trennung der beiden nicht. Denn Bettina Wulff hat nicht nur ihre Ehe öffentlich gemacht, sondern auch die Schwierigkeiten. Im September, als Christian Wulff schon längst eisern schwieg und von Woche zu Woche verhärmter aussah, brachte sie ein Buch über sich und ihren Mann heraus.

Man musste in diesem nicht einmal zwischen den Zeilen lesen. Die ehemalige First Lady gab offen zu, dass man den Eheberater konsultiere, weil sich ja während Wulffs Amtszeit im Schloss Bellevue sich immer alles um ihn gedreht hatte und ihre Bedürfnisse dabei viel zu kurz gekommen seien. Und dass sie deswegen dann während seiner Rücktrittserklärung zwar neben ihm gestanden sei, aber deutlich sichtbare Distanz gehalten habe.

Wie gesagt: Wie es wirklich war, wird man wohl nie erfahren. Aber einen recht demütigenden Hinweis für die Trennung lieferte Bettina Wulff im Buch vorab. Sie schreibt, dass Wulff eigentlich gar nicht ihr Typ sei: "Irgendwie fehlten da ein paar Ecken und Kanten, etwas Besonderes und Eigenes." Dass sie und ihre Kolleginnen oft gelästert hätten: "Was findet eine Frau an diesem Mann?"

Später hat sich dann doch einiges gefunden, was es jetzt eben nicht mehr gibt: Privilegien durch seine Ämter, Macht, freundliches Interesse der Medien. Bettina Wulff ist mit ihrem Mann steil aufgestiegen und auch tief abgestürzt. Wie weit es noch hinuntergehen könnte, ist für ihn noch unklar. Die Staatsanwaltschaft in Hannover hat immer noch nicht entschieden, ob sie wegen Vorteilsnahme im Amt gegen Christian Wulff Anklage erheben wird. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 8.1.2013)