Restaurant "La Véranda" des Luxushotels Sans Souci hinter dem Wiener Volkstheater.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Ambiente ist exklusiv, nur die Küche kommt da leider gar nicht mit.

Foto: Gerhard Wasserbauer

80 Euro für fünf Gänge mögen im Restaurant eines luxuriösen Innenstadthotels durchaus verhalten kalkuliert wirken, vor allem, wenn man dafür auf Designgestühl aus der Schmiede des Glitzer-Architekten Philippe Starck sitzt, Kunst von Picasso bis Lichtenstein um sich weiß und die Speisekarte zwischen bretonischem Steinbutt, Stopfleber und Flugananas allerhand verspricht, was gemeinhin als edel, zumindest aber teuer und weitgereist gelten darf.

Kundigen Umgang mit den Ingredienzien sollte man jedoch erwarten dürfen. Da aber erweist sich Küchenchef René Pichler im ansonsten pompös angelegten Hotel Sans-Souci an der Ecke Museumstraße/Burggasse heillos überfordert.

So hilft es wenig, wenn der engagierte Service zu jedem Gang eine "speziell abgestimmte" Champagner-Begleitung anpreist und das Geschirr mit mundgeblasenen Küppelchen, Cloches und Etageren zu protzen versteht, wenn das Essen im Gegenzug so wirkt, als ob der Küchenchef zwar allerhand Techniken und Gimmicks draufhat, sich auf Grundlegendes wie die Abstimmung von Gerichten oder gar Menüfolgen aber überhaupt nicht versteht - und dazu noch ärgerliche Achtsamkeitsfehler (in einem ansonsten leeren Restaurant!) durchgehen lässt. So gerät ein Abend im La Véranda unvermutet zur Härteprüfung für die Geschmacksnerven.

Gruß aus der Küche

Es beginnt relativ ungefährlich wenn auch freudlos mit einem Gruß aus der Küche, der eine mit Curryöl gesättigte, ansonsten aber indifferente Rehconsommé im Shotglas mit einer "Selleriemousse im Mandelcrumble" (wirkt wie klumpiger Griesknödel in zu lange gerösteten Nussbröseln) und einer Rehpraline auf Süßkartoffelchip kombiniert, wobei letzterer sich als Püree(?) erweist und der Fleischkloß in der Hauptsache durch Kaminaroma in der Erinnerung haften bleibt.

Gansleberterrine wird mit Espressobiscuit unten und -gelee oben auf eine Art in die Zange genommen, dass am Gaumen nur bitter verbrannte Röstnoten zurückbleiben. Die Kombination mit Senfgurke und Zitronenglibber beweist zwar exzentrischen Wagemut, bleibt dagegen aber chancenlos.

Weiter geht es mit roh in "Caipirinha" mariniertem Bachsaibling. Das am Tisch tranchierte Filet ist zwar makellos saftig und zart, schmeckt aber auf so penetrant zitrusseifige Art nach Duschgel, dass einem ein ebenso unvermuteter wie ratloser Lacher auskommt. Ist natürlich fatal: Darauf lässt die Küche eine Jakobsmuschel auffahren, die schon von weitem durch beißenden Ammoniak-Geruch vor dem Verzehr warnt und, als ob der Schrecklichkeit nie genug sein dürfte, mit übergartem Kalbsbries und picksüßem Vanille-Selleriepüree gepaart wird.

Danach ist man so geschafft, dass der ideal gegarte Damhirschrücken mit ebenso leichter wie geschmacklich tiefer Wacholderglace und frittiertem Birnenstrudel (kein Kommentar) nur noch mit großer Kraftanstrengung gewürdigt werden kann. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 11.1.2013)