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Babys saugen bei fremden Vokalen stärker am Schnuller.

Foto: APA/dpa

Stockholm/Wien - Dass Föten im Mutterleib erstaunlich viel von ihrer Umwelt mitbekommen, ist längst bekannt. Man weiß zum Beispiel, dass sie nach sechs Monaten im Mutterleib in der Lage sind, Töne wahrzunehmen und die Stimme ihrer Mutter oder Musik im Mutterleib mithören. Kurz vor der Geburt zeigt sich bei Föten dann durch einen Wechsel der Herzschlagrate sogar eine Reaktion auf die Vokale.

Ungeklärt war bisher allerdings, ob dieses Erkennen auch zu einem Lernprozess im Mutterleib beiträgt. Die meisten Forscher gingen davon aus, dass Neugeborene ohne sprachliche Vorkenntnisse auf die Welt kommen und erst durch Einflüsse nach der Geburt lernen. Doch das scheint nach einer neuen Studie falsch zu sein.

Um die Annahme zu überprüfen, spielten Wissenschafter um Christine Moon von der Pacific Lutheran University in Tacoma (US-Bundesstaat Washington) jeweils 40 US-amerikanischen und 40 schwedischen Kindern Vokale im Idiom der beiden Sprachen vor - Vokale deshalb, weil eine frühere Studie gezeigt hatte, dass diese früher wahrgenommen werden können als Konsonanten.

Während der Untersuchung hatten die Kinder einen speziellen Schnuller im Mund, der die Saugbewegungen der Säuglinge aufzeichnete. "Durch das Saugen bekunden die Säuglinge ihre Neugierde", erklärt die Psychologin Moon zum Untersuchungsdesign. Wie sie und ihre Kollegen - darunter auch Hugo Lagercrantz vom Karolinska Institut in Schweden - im Fachblatt "Acta Paediatrica" berichten, saugten die Babys mehr, wenn sie einen Vokal in der Fremdsprache hörten.

Damit war erwiesen, dass Säuglinge eine größere Neugierde im Hinblick auf die Fremdsprache zeigten, was Moon darauf zurückführt, dass diese im Gegensatz zur eigenen Sprache unbekannt ist. In den Worten Moons: "Die passiven Erfahrungen mit der eigenen Sprache müssen die Neugeborenen folglich bereits im Mutterleib gemacht haben."

Um genauere Aussagen über das Erlernen elementarer Laute der Muttersprache zu treffen, seien allerdings weitere Studien mit einer größeren Stichprobe notwendig. (tasch/DER STANDARD, 12./13. 1. 2013)