Wer hinter der Aktion steckt, ist unklar.

Foto: adalbert wagner

Die Überklebung sieht jedenfalls täuschend echt aus.

Foto: adalbert wagner

Nach jahrelangen Diskussionen wurde im Juli 2012 der Wiener "Dr.-Karl-Lueger-Ring" in "Universitätsring" umbenannt. Seit Jahren hatte es Initiativen für eine Umbenennung des betreffenden Abschnitts der Ringstraße, auf dem unter anderem die Universität Wien und das Burgtheater liegen, gegeben. Schließlich war Lueger (1844-1910) nicht nur Wiener Bürgermeister, sondern auch einer der maßgeblichen Erfinder des modernen politischen Antisemitismus. Nicht, dass diese Tatsache unbekannt oder umstritten gewesen wäre. Schon Adolf Hitler bezeichnete Lueger als eines seiner Vorbilder. Die Umbenennung kam reichlich spät.

Doch wer am Samstag mit aufmerksamen Blicken an der Uni Wien vorbeispazierte, sah sich zwangsläufig mit der totgeglaubten Adresse konfrontiert: Offenbar wurden die Straßenschilder des nunmehrigen "Universitätsrings" mit dem alten Namen "Dr.-Karl-Lueger-Ring" professionell überklebt.

Aktionismus oder reaktionäre Provokation?

"Ob es künstlerischer Aktionismus oder reaktionäre Provokation ist, die dem Antisemiten wieder einen Ring gibt, wissen wir nicht", äußerte sich Adalbert Wagner, Obmann des Vereins Gedenkdienst, in einer Aussendung. Er forderte die Stadtverwaltung auf, "diese Provokation gegen ein tolerantes und gegen Antisemitismus gerichtetes Selbstverständnis Wiens unverzüglich zu entfernen."

Wer auch immer hinter der Aktion steckt, der "Lueger-Ring" ist Geschichte. Ganz im Gegensatz zum "Lueger-Platz" mitsamt dem Lueger Denkmal. (dare, derStandard.at, 12.1.2013)