Mohammed Mursi bei einem TV-Interview aus dem Jahr 2010.

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Die Geister der Vergangenheit holen Mohammed Mursi ein. In TV-Interviews aus dem Jahr 2010, die nun im Internet veröffentlicht wurden, bezeichnete Ägyptens aktueller Präsident die Israelis als "Nachkommen von Affen und Schweinen". Friedensverhandlungen lehnte er ab, stattdessen rief er zum Widerstand gegen die "Zionisten" auf. 

Das "Middle East Media Research Institute" übersetzte und publizierte zwei Interviews, die Mursi im Jahr 2010 im Fernsehen gab. Damals agierte er noch als einer der führenden Kräfte der Muslimbruderschaft. In dieser Rolle bezeichnete er die "Zionisten" als "Blutsauger, die Palästinenser attackieren. Diese Kriegshetzer, diese Nachkommen von Affen und Schweinen."

Arabern und Muslimen riet er in den Interviews zum Widerstand: "Sie sollen Widerstandskämpfer unterstützen und Zionisten bedrängen, wo immer das auch sein mag. Kein Araber oder Muslim sollte mit den Zionisten verhandeln." Die Zwei-Staaten-Lösung bezeichnete er als Illusion: "Entweder man akzeptiert, was die Zionisten wollen, oder es gibt Krieg."

Als Chef des politischen Arms der Muslimbruderschaft fiel Mursi früher öfter mit Attacken auf Israel und die Zionisten auf. Unter anderem bezeichnete er sie als "Draculas" oder "Vampire".

Mursis Bemühen um Entspannung

Brisant sind die nun veröffentlichten Aussagen vor allem, da Mursi in seiner neuen Rolle als ägyptischer Präsident versprochen hatte, internationale Verträge zu respektieren, und somit auch den Friedensvertrag mit Israel aus dem Jahr 1979. Als Staatschef, der er seit 30. Juni 2012 ist, bemühte sich Mursi immer wieder, ein gutes Verhältnis zu Israel aufzubauen.

Zudem war Mursi auch federführend beim Waffenstillstand, der im November 2012 den Gaza-Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas beendete. Die Zeichen zwischen Israel und dem ehemaligen Muslimbruder Mursi standen zuletzt also auf Entspannung. Das könnte sich nun ändern. (red, derStandard.at, 15.1.2013)