Wien - Die Staatsholding ÖIAG, die Privatisierungsagentur der Republik Österreich, hat ihre Wurzeln in der "Verstaatlichten Industrie Österreichs", die unmittelbar nach dem Krieg im Jahr 1946 mit dem ersten Verstaatlichungsgesetz gegründet wurde.

Verwaltet wurde die Verstaatlichte Industrie direkt von der Regierung, zunächst durch das Ministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, später durch das Verkehrsministerium und das Bundeskanzleramt. Der Vorwurf des politischen Proporzes führte nach dem Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit immer wieder zu Krisen.

Als Reaktion auf diese Krisen wurden erste Reformen umgesetzt: Die Anteilsverwaltung für die meisten verstaatlichten Betriebe wurde 1967 in der neu gegründeten Österreichischen Industrieverwaltungs GesmbH (ÖIG) zusammengefasst. Erste Restrukturierungen in den Unternehmen führten zum Abbau von rund 20.000 Arbeitsplätzen.

Mischkonzern Voest

Die ÖIG wurde 1970 in eine Aktiengesellschaft (ÖIAG) umgewandelt, in den folgenden Jahren wurden die Beteiligungen umstrukturiert. Als Reaktion auf Ertragseinbrüche in der Folge des Ölpreisschocks und der internationalen Stahlkrise wurde rund um die Voest ein großer Mischkonzern aufgebaut, der andere, ins Trudeln geratene Staatsbetriebe auffangen musste. Gleichzeitig musste die Verstaatlichte Industrie in der Rezession der späten 70er Jahre als Instrument der Beschäftigungspolitik herhalten.

Das führte dazu, dass die ÖIAG-Betriebe ab Anfang der 80er Jahren steigende Verluste schrieben. Daher wurde 1986 die ÖIAG (jetzt Österreichische Industrieholding AG) neuerlich umstrukturiert: Die in den 70er Jahren entstandenen unübersichtlichen Mischkonzerne wurden zerschlagen und zu neuen Branchenholdings zusammen gefasst, die mit den Erlösen aus Privatisierungen saniert und dann über die Börse privatisiert werden sollten.

Insgesamt musste der Staat zwischen 1980 und 1992 umgerechnet 4,4 Milliarden Euro zur Verlustabgeltung zuschießen, gleichzeitig wurden 55.000 Arbeitsplätze abgebaut. Also wurden 1993 die Branchenholdings wieder aufgelöst und die ÖIAG in einer Neufassung des ÖIAG-Gesetzes verpflichtet, "die ihr unmittelbar gehörenden Beteiligungen an industriellen Unternehmungen in angemessener Frist mehrheitlich abzugeben; wo dies wirtschaftlich zweckmäßig ist, können auch einzelne Betriebe oder mittelbare Beteiligungen, insbesondere solche, die nicht zum Kernbereich der Unternehmungen gehören, getrennt abgegeben werden. Dabei ist darauf Bedacht zu nehmen, dass österreichische Industriebetriebe und industrielle Wertschöpfung, soweit wirtschaftlich vertretbar, erhalten bleiben". Die ÖIAG begann ihren Weg als Privatisierungsagentur.

Von der ÖIAG wurden seit 1987 unter anderem folgende Betriebe (teil-)verkauft: OMV, Simmering-Graz-Pauker-Verkehrstechnik, AT&S, Böhler-Uddeholm AG, Schoeller-Bleckmann, VA Stahl AG, VA Bergtechnik, Bank Austria, Telekom Austria, Austria Tabak, AUA, Staatsdruckerei, Dorotheum, Flughafen Wien, P.S.K. (APA)