Moskau - Der "König der russischen Mafia" ist tot. Ein Heckenschütze ermordete im Zentrum von Moskau den 75-Jährigen, als er am helllichten Tag ein Edelrestaurant verließ. Aslan Ussojan alias Opa Hassan sei im Krankenhaus einem Kopfschuss erlegen, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit. Ussojan sei der einflussreichste Kriminelle auf dem Gebiet der Ex-Sowjetunion gewesen, meinten Kommentatoren. Er hatte 2010 einen Anschlag schwer verwundet überlebt. Der unbekannte Täter schoss nach ersten Erkenntnissen mit einem Präzisionsgewehr von einem Dachboden aus auf den Mafiaboss.

Eine Passantin sei ebenfalls verletzt worden, teilte die Polizei mit. Sie sei aber nicht in Lebensgefahr. Der 1937 in Georgien geborene Ussojan hatte nach Darstellung Moskauer Medien seit Ende der 1980er-Jahre kriminelle Banden über die Grenzen Russlands hinaus kontrolliert. Sein illegales Imperium baute er demnach unter anderem mit Einnahmen aus Glücksspielhöllen, mit Drogen- und Waffenhandel sowie aus Rohstoffgeschäften auf.

Machtkämpfe befürchtet

Ermittler verglichen den Mord mit dem Fall des 2009 getöteten Wjatscheslaw Iwankow, genannt Japonschik, der als Freund Ussojans und "Vater der russischen Mafia" galt. Die Moskauer Unterwelt hatte damals mit einer spektakulären Trauerfeier in Moskau Abschied genommen von Japonschik. Medien gelangten Aufnahmen der in dunklen Lederjacken gekleideten und mit viel Gold geschmückten Trauernden, die Japonschik wie einen Nationalhelden verehrten.

Den russischen Mafiosi werden oft beste Verbindungen in die Politik und Geschäftswelt sowie zum Geheimdienst nachgesagt. Ein Experte sagte der Agentur Interfax, er fürchte nun Machtkämpfe im kriminellen Milieu wie in den 1990er-Jahren. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatten Verteilungskämpfe zwischen Clans zu zahlreichen Auftragsmorden geführt. Allerdings meinte die Parlamentsabgeordnete Irina Jarowaja der Regierungspartei Geeintes Russland, dass das Land heute ein anderer Staat sei als in den "wilden 90ern". (APA, 16.1.2013)