Dresden - Menschen mit einer Unterform der akuten Leukämie könnte zukünftig eine herkömmliche Chemotherapie erspart bleiben. Ein deutsch-italienisches Forscherteam hat nämlich die Wirkung von Arsentrioxid bei einer Form der akuten Leukämie bestätigt.
"In Kombination mit einem Vitamin-A-Abkömmling sei es gelungen, den Krebs in nur sechs Monaten verschwinden zu lassen", sagte der Dresdner Onkologe und Hämatologe Gerhard Ehninger. Die bisher übliche Chemotherapie dauere zweieinhalb Jahre. Ohne diese "chemische Keule" habe es bei Patienten mit Promyelozytenleukämie bessere Ergebnisse bei weniger Nebenwirkungen wie Fieber oder Knochenmarksschädigungen gegeben, so der Mediziner.
Der Leukämie-Experte Michael Hallek, Direktor für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, sprach von einer bedeutenden Therapie. Er plädiert für die deutschlandweite Einführung dieser Methode, auch wenn die Studie kürzer war als die für eine sichere Heilungsprognose bei Krebs nötigen fünf Jahre. "Für uns sind die Ergebnisse Grund genug, unser Verhalten zu ändern", sagte der Hämatologe und Onkologe. Er wende die Kombi-Therapie bereits an.
Für andere Blutkrebsformen nicht anwendbar
Bisher führten Chemotherapeutika bei Leukämie oft zu lang anhaltender Unterdrückung der Blutbildung, erklärte Ehninger. "Die dabei auftretenden Infektionen sind oft lebensbedrohlich." Bei der neuen Therapie komme es dagegen zu einer Ausreifung der Zellen und erst danach zum Zelltod. "Alle Patienten wurden krankheitsfrei." Die Heilungsrate nach drei Jahren lag bei 95 Prozent, die Überlebensquote - sie enthält auch Rückfälle - bei 98 Prozent. An der Studie nahmen insgesamt rund 160 Patienten mit Promyelozytenleukämie teil.
Bei anderen Blutkrebsformen sei die Methode noch nicht direkt anwendbar, dazu seien weitere Studien nötig. Sie ist laut Ehninger jedoch ein Beispiel für eine Alternative zur herkömmlichen Chemotherapie.
Vergiftungen durch Arsen gebe es bei der Therapie nicht, da die verabreichte Menge extrem niedrig sei, erläuterte Ehninger. "Herzrhythmusstörungen sind mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit möglich, dafür werden die Patienten aber überwacht." Zu den weiteren möglichen Nebenwirkungen zählen allerdings Nieren- und Leberstörungen.
Eignen Angaben zufolge handelt es sich um die erste randomisierte Untersuchung, in der diese Kombi-Behandlung überprüft wurde. Eine Veröffentlichung der Studie werde derzeit vorbereitet. (APA/red, derStandard.at, 18.1.2013)