Wien - Das Gremium aus drei Historikern, das die Rolle der Wiener Philharmoniker in der NS-Zeit im Auftrag des Orchesters nun nochmals detailliert untersuchen soll, wird am Montag bestellt. Oliver Rathkolb, Fritz Trümpi und Bernadette Mayrhofer sollen dann bereits Ende März ihre Erkenntnisse auf der Webseite des Orchesters veröffentlichen. Brisanz erhalten die Untersuchungen der Historiker durch die offenkundige Auszeichnung des später in Nürnberg hingerichteten NS-Verbrechers Arthur Seyß-Inquart im Jahr 1942 durch die Philharmoniker. Der Reichskommissar für die besetzten Niederlande hatte den Ehrenring des Orchesters im Rahmen einer Festsitzung erhalten, wie der "Kurier" (Samstagsausgabe) berichtet.
Die drei von den Philharmonikern beauftragten Historiker sollen nun unter anderem prüfen, welche Personen von den Philharmonikern geehrt wurden. Die Wissenschafter gelten dabei als ausgewiesene Fachleute. Rathkolb beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema und Trümpi hatte zuletzt das Werk "Politisierte Orchester. Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus" veröffentlicht. Mayrhofer hat zur Vertreibung von Wiener Philharmonikern aus dem Orchester nach 1938 und die versäumte Reintegration nach 1945 geforscht. (APA, 18.1.2013)