Wien - Die Wiener Philharmoniker wollen ihre NS-Vergangenheit offensichtlich detailliert aufarbeiten. Orchester-Vorstand Clemens Hellsberg will von dem in Berlin lebenden Sohn des ehemaligen Wiener Gauleiters Baldur von Schirach, Richard, wissen, wer denn Schirach nach dessen Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau 1966 noch einmal den Ehrenring des Orchesters überreicht habe, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe. Hellsberg wolle zudem dem Orchester die Prüfung und Aberkennung aller seiner Auszeichnungen an Nazi-Größen und Mitläufer vorschlagen.

Laut "Kurier" (Samstag-Ausgabe) sollen drei Historiker bis Ende März die Rolle des Orchesters in der nationalsozialistischen Zeit nochmals detailliert untersuchen. Das Orchester hatte nach Angaben der Zeitung 1942 dem später in Nürnberg als NS-Verbrecher hingerichteten Reichskommissar für die besetzten Niederlande Arthur Seyß-Inquart den Ehrenring der Philharmoniker verliehen. "profil" schreibt am Samstag in einer Aussendung, dass im gleichen Jahr auch Schirach diese Auszeichnung erhalten hat. Schirachs jüngster Sohn Richard behauptet nach Angaben des Magazins, dass sein Vater 1966 den Ehrenring noch einmal erhalten habe, den Namen des Überbringers habe er bisher jedoch nicht genannt. (APA, 19.1.2013)