Standard: Sechzig Prozent der Wähler haben am Sonntag für den Erhalt der Wehrpflicht gestimmt: Gehen Sie jetzt als Verteidigungsminister - oder bleiben Sie weiterhin im Amt?
Darabos: Das Votum der Bevölkerung muss man freilich anerkennen und respektieren, denn der Bürger hat immer recht, und das ist zu akzeptieren. Selbstverständlich bleibe ich als Verteidigungsminister im Amt - und ich werte das Ergebnis der Volksbefragung als Auftrag, die Wehrpflicht zu reformieren. Im Übrigen war das auch keine Abstimmung über meinen Verbleib im Amt, sondern eine Abstimmung über zwei Wehrsysteme.
Standard: Was sind die Gründe für die Niederlage der SPÖ bei der ersten bundesweiten Volksbefragung: Liegt es auch daran, dass zwei rote Landeshauptleute, der Steirer Franz Voves und die Salzburgerin Gabi Burgstaller, bei der Kampagne für ein Berufsheer nicht mitgezogen haben?
Darabos: Es ist am Abend der Volksbefragung noch zu früh, eine fundierte Analyse zu treffen. Wir werden uns das Ergebnis aber sehr genau ansehen und dann eine Manöverkritik machen. Aber so viel kann ich jetzt schon sagen: Ich bin enttäuscht, ich hätte mir eine Mehrheit für ein Berufsheer gewünscht. Und: Es wurden im Vorfeld der Volksbefragung Ängste geschürt, die leider gefruchtet haben. Jetzt ist eben das zweitbeste Wehrsystem umzusetzen.
Standard: Was muss sich im Bundesheer konkret ändern, auch wenn es kein Berufsheer gibt? Die sechsmonatige Wehrpflicht kann ja kaum auf nur mehr fünf Monate verkürzt werden, wie es die ÖVP kurz angedacht hat.
Darabos: Es wird nun eine Reformgruppe innerhalb des Bundesheeres eingerichtet. Eines ist aber gewiss: Einfach wird es nicht, das derzeitige System zu reformieren. Aber ich denke, dass es machbar ist. Die Anzahl der Systemerhalter muss reduziert werden, auch die stetig steigenden Personalkosten müssen eingedämmt werden. Die Herausforderungen sind groß.
Standard: Sind Sie für eine Volksbefragung zur Schule für die Sechs- bis Vierzehnjährigen, wie von Wiens Bürgermeister Michael Häupl zuletzt vorgeschlagen?
Darabos: Grundsätzlich sollten mehr Volksbefragungen möglich sein. Denn die direkte Demokratie ist von den Menschen erwünscht, das zeigt auch die Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2013)