Algier/Paris/Bamako - An dem Geiseldrama in der algerischen Wüste waren nach Angaben der Regierung in Algier 32 Terroristen aus dem von islamistischen Rebellen beherrschten Norden Malis beteiligt. Das gab die algerische Regierung am Montag in Algier bekannt. Bei der Geiselnahme und einem Befreiungsversuch seien 37 ausländische Geiseln aus acht Ländern getötet worden, so Regierungschef Abdelmalek Sellal Sellal. Außerdem seien bei dem Militäreinsatz zur Befreiung der Geiseln 29 Kidnapper getötet worden.

Nach der Geiselnahme hat die verantwortliche Islamistengruppe weitere Angriffe angekündigt. "Wir versprechen weitere Einsätze in allen Ländern, die an dem Kreuzzug gegen Azawad (den Norden Malis) teilgenommen haben, wenn sie ihre Entscheidung nicht überdenken", hieß es in einer Erklärung der Gruppe Al-Mulathamin ("Die mit Blut unterzeichnen"), die die mauretanische Nachrichtenagentur ANI am Sonntag veröffentlichte. Die Gruppe forderte ihre "muslimischen Brüder" auf, sich zu ihrem eigenen Schutz von Anlagen fernzuhalten, die von ausländischen Unternehmen betrieben würden.

Die Gruppe schrieb in ihrer Erklärung, dass sie versucht habe, mit der algerischen Armee zu verhandeln. Sie forderte unter anderem den Stopp des französischen Militäreinsatzes gegen Islamisten in Mali sowie die Freilassung von Gesinnungsgenossen. Statt zu verhandeln habe die algerische Armee aber den Angriff bevorzugt, der zur "Eliminierung der Geiseln" geführt habe. 

90 Tote bei Geiseldrama

Bei dem Geiseldrama sind fast 60 Geiseln getötet worden und damit deutlich mehr als bisher angenommen. Aus japanischen Regierungskreisen hieß es am Montag, dass auch neun Japaner ums Leben kamen. Dies habe Algeriens Regierung mitgeteilt. Damit sind insgesamt fast 90 Menschen gestorben. Algerische Soldaten hatten am Sonntag die Leichname von 25 Geiseln gefunden. Weitere Einzelheiten wurden vom algerischen Ministerpräsidenten Abdelmalek Sellal im Laufe des Tages erwartet.

Bei dem viertägigen Geiseldrama sind auch Arbeiter aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Rumänien umgekommen oder gelten noch als vermisst. Mehr als 700 algerische Arbeiter und mehr als 100 ausländische Mitarbeiter konnten entkommen, unter ihnen ein 36-jähriger Mann aus Zwettl. Islamisten hatten die Anlage mitten in der Wüste am Mittwoch gestürmt und ein Ende der französischen Militärintervention im benachbarten Mali gefordert.

Zwei Kanadier unter den Geiselnehmern

Unter den getöteten Geiselnehmern in Algerien sind einem Medienbericht zufolge auch zwei Kanadier. "Die Leichen von zwei Terroristen mit kanadischer Nationalität sind in In Amenas gefunden worden", berichtete der algerische Privatsender Ennahar TV am Montag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Sicherheitskreisen, dass es "zwei Kanadier gegeben habe", die bei der blutigen Beendigung des Geiseldramas getötet worden seien. Eine klare Bestätigung, dass es sich bei den Toten tatsächlich um Geiselnehmer handelte, gab es zunächst nicht. (APA, 21.1.2013)