40 Prozent aller Berliner zwölfjährigen SchülerInnen verwenden das Wort "Lesbe" als Schimpfwort - 62 Prozent die Begriffe "Schwuchtel" und "schwul" um jemanden zu beleidigen oder zu degradieren. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 787 SchülerInnen an 20 Schulen in Berlin.

Das ForscherInnenteam rund um Ulrich Klocke erfasste dabei, wie SchülerInnen gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen Personen und MitschülerInnen, die sich nicht den Geschlechterstereotypen entsprechend verhalten, eingestellt sind. Außerdem haben die ForscherInnen erstmals gemessen, was SchülerInnen über Menschen jenseits der heterosexuellen Norm wissen und wie sie sich ihnen gegenüber verhalten.

Drei Faktoren begünstigen Homophobie

Die ForscherInnen fanden unter anderem heraus, dass drei wesentliche Faktoren die jugendliche Ablehnung gegenüber Lesben, Schwulen und bisexuellen Menschen beeinflussen: Je mehr sie von einer "natürlichen Hierarchie" sozialer Gruppen ausgehen, je stärker sie traditionelle Geschlechterrollen befürworten und je religiöser sie sind, desto stärker ausgeprägt ist die Homophobie.

Die Möglichkeiten der LehrerInnen

Jugendliche zeigen hingegen eine höhere Akzeptanz gegenüber sexueller Vielfalt, je häufiger ihre LehrerInnen Lesbisch- und Schwul-Sein im Unterricht thematisieren. Die Akzeptanz sei auch dann höher, wenn LehrerInnen gegen homophobes Verhalten einschreiten und dadurch zeigen, dass dieses Verhalten nicht geduldet werde. Kennen Jugendliche lesbische, schwule oder bisexuelle Personen persönlich, sind sie deutlich positiver eingestellt, kennen sich besser aus und sind zudem solidarisch mit Lesben und Schwulen.

"Die Untersuchung macht deutlich, dass Lehrkräfte eine Vielzahl von Möglichkeiten besitzen, Mobbing und Homophobie zu reduzieren und ein Klima der Akzeptanz gegenüber sozialer Vielfalt zu schaffen", führt Ulrich Klocke aus. Geht es im Unterricht um die Themen Liebe, Freundschaft oder Familie, könnten LehrerInnen ganz selbstverständlich auch gleichgeschlechtlich liebende Personen und Paare neben heterosexuellen erwähnen.

Zudem sollten LehrerInnen, so Klocke, deutlich machen, dass Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierung an ihrer Schule nicht geduldet werde. Das Reflektieren über vorherrschende Geschlechterstereotypen gehöre hier ebenso hinzu. Eine andere Möglichkeit um Homophobie abzubauen, können auch eine Verankerung von sexueller Vielfalt im Lehrplan - etwa im Ethik-Unterricht - sein. (eks, dieStandard.at, 21.1.2013)