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Der Norweger Aksel Lund Svindal hatte den Durchblick und die schnellste Zeit.

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Andrej Jerman Richtung Krankenhaus.

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Kitzbühel - Klaus Kröll war erbost. "Ich hab nichts mehr gesehen am Hausberg, nicht mehr gewusst, wo ich umgehe. Komplett unverantwortlich. Ich habe das Richtige getan, ich bin stehen geblieben, sonst hätte ich mich im Netz wieder gefunden. Ein Vollwahnsinn", sagte der amtierende Weltcupsieger in der Abfahrt, nachdem er das erste Training auf der Streif am Hausberg abgebrochen hatte.

FIS-Renndirektor Günter Hujara als Vorsitzender der Jury entschuldigte sich am Abend in der Mannschaftsführersitzung für den nicht gestoppten Blindflug Krölls. Auch Rennleiter Peter Obernauer gestand ein, dass man dem Fahrer die Flagge hätte zeigen müssen, jedoch sei der Nebel sehr schnell und dicht aufgezogen.

Zuvor hatten sich die Topathleten mehrheitlich für eine Absage des Trainings ausgesprochen. Nicht wegen aktueller Sicherheitsbedenken und des Nebels wegen, der dann für einige Unterbrechungen sorgte, sondern zwecks Schonung der Piste für die kommenden Tage. Sie befürchteten, dass die Trainingsfahrten zu Löchern und Schlägen in der nach dem Schneefall weichen Piste führen würden, die dann bei sinkenden Temperaturen nicht mehr herauszubringen wären. Nämliches war im vergangenen Winter bei der Olympiaprobe in Sotschi passiert. Kröll: "Wir vernichten die Piste."

Auf dem Spiel steht viel

Also erhielt Athletensprecher Erik Guay den Auftrag, die Bedenken bei Hujara vorzubringen. "Das habe ich getan", sagte der Kanadier und berichtete, dass Hujara daraufhin die anderen drei Jury-Mitglieder befragt habe, und die votierten für die Durchführung des Trainings. Es sei kein Problem, die Piste wieder herzurichten. Guay, der amtierende Abfahrtsweltmeister, nahm es zur Kenntnis. "Ich habe meinen Job gemacht, ich war nur der Botschafter." Die Top Sieben der Weltrangliste wechseln einander als Sprecher ab. Kröll: "Der Athletensprecher ist eine Augenauswischerei. Meistens passt die Arbeit der Jury, aber wenn wir einmal etwas sagen, wird offenbar auch nicht auf uns gehört."

Sein Cheftrainer Matthias Berthold teilte die Bedenken der Fahrer nicht: "Ich habe es mir angesehen, es sieht gut aus. Und jetzt wird es kalt. Ich glaube, die Piste wird in den nächsten Tagen in einem sehr guten Zustand sein."

Den Athleten steht es frei, beim Training mitzumachen. Für die Teilnahme am Rennen ist freilich ein Training obligatorisch. Für Mittwoch und für Donnerstag sind noch zwei Übungen geplant. Also frägt man Kröll, weshalb die die Läufer nicht beschlossen haben, das Training zu schwänzen? "Das wird es nie geben. Ein paar gibt es immer, die fahren. Und wenn ich dann nicht fahre, habe ich einen Nachteil." Es geht um viel Geld in Kitzbühel, insgesamt um 564.000 Euro allein an offiziellem Preisgeld. Der Sieg in der Abfahrt (Samstag) und im Slalom (Sonntag) ist jeweils 70.000 wert, Super-G (Freitag) und die klassische Kombination aus Abfahrt und Slalom bescheren dem Gewinner jeweils 50.000. Das Abschlusstraining am Donnerstag auszulassen will gut überlegt sein. Schließlich wird es im Fernsehen übertragen und bietet damit eine gute Gelegenheit, die Sponsoren herzuzeigen.

Italiens Christof Innerhofer, der auf dem Lauberhorn gewann: "Die Piste war schlecht, es waren Schläge drinnen. Ich war gegen das Training. Aber die Entscheidung muss man akzeptieren." Ähnlich kommentierte es Hannes Reichelt, der die zweitschnellste Zeit hinter dem Norweger Aksel Lund Svindal ins Tal gebracht hatte: "Unser Einwand ist wenigstens im Protokoll vermerkt."

Sturz mit Folgen

Andrej Jerman kam zu Sturz, fuhr weiter, ehe ihn der Schwindel überfiel und er die Arbeit abbrach. Der Slowene wurde mit dem Hubschrauber ins Spital nach Innsbruck geflogen, erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Alle anderen 53 Läufer erreichten heil das Ziel. (Benno Zelsacher, DER STANDARD - 23.1.2013 + Online updates)

ERGEBNIS vom ersten Training in Kitzbühel am Samstag: 1. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:59,34 Min. - 2. Hannes Reichelt (AUT) 0,25 Sek. - 3. Kjetil Jansrud (NOR) 0,66 - 4. Marc Gisin (SUI) 1,22 - 5. Erik Guay (CAN) 1,23 - 6. Travis Ganong (USA) 1,30 - 7. Adrien Theaux (FRA) 1,31 - 8. Matthias Mayer (AUT) 1,33 - 9. Siegmar Klotz (ITA) 1,41 - 10. Peter Fill (ITA) 1,52. Weiter: 13. Georg Streitberger (AUT) 1,95 - 17. Florian Scheiber (AUT) 2,10 - 25. Joachim Puchner (AUT) 2,46 - 31. Romed Baumann (AUT) 2,85 - 37. Max Franz (AUT) 3,36 . 52 von 59 gewertet.

Ausgeschieden: Klaus Kröll (AUT) , Andrej Jerman (SLO)

Nicht gestartet u.a. Benjamin Raich (AUT)