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Die rund 40 Hungerstreikenden haben nach über einem Monat wieder feste Nahrung zu sich genommen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Die Flüchtlinge in der Votivkirche haben am Dienstagabend beschlossen, ihren Hungerstreik zu unterbrechen. Sie wollen dadurch Kräfte sammeln, sagte Caritas-Wien-Sprecher Klaus Schwertner. Die Flüchtlinge bleiben aber weiterhin in der Kirche.

Rund 40 Personen befanden sich am Dienstag den 31. Tag im Hungerstreik. Zum Teil seien sie schon in einem sehr schlechten Zustand, sagte ein Sprecher der Flüchtlinge. Am Abend habe man beschlossen, den Streik für zehn Tage zu unterbrechen, um Kräfte zu sammeln für Verhandlungen mit dem Innenministerium. Weiterhin wollen die Betroffenen aber in kein Quartier wechseln, sondern in der kalten Votivkirche bleiben.

Gespräch mit Schönborn

Die Flüchtlinge hätten gemeinsam entschieden, den Hungerstreit auszusetzen, sagte Caritas-Sprecher Schwertner: "Sie sind völlig geschwächt und waren selbst in Sorge." Am Montag habe es ein "langes, gutes" Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn und dem Wiener Caritas-Direktor Michael Landau gegeben. 

"Wir sind sehr froh und erleichtert, dass dieser Schritt von den Flüchtlingen getroffen wurde. Wir glauben, dass das ein wichtiger Schritt sein kann für eine gute und friedliche Lösung", sagte Schwertner. Auch die Flüchtlinge seien sehr erleichtert über die gemeinsame Entscheidung.

Flüchtlinge weiter medizinisch betreut

Bei dem Gespräch mit Schönborn habe dieser seine "tiefe Sorge" über den Gesundheitszustand der Betroffenen in der Kirche geäußert und sie gebeten, den Streik zu beenden. Die Lage habe sich bereits sehr zugespitzt. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass das nun zur Entspannung beitragen wird. Alle Beteiligten müssen einen Schritt aufeinander zugehen", sagte Schwertner und appellierte damit an die Politik.

Die Flüchtlinge, die über Wochen nur klare Suppe und Tee zu sich nahmen, werden in der Phase der Wiederernährung weiterhin medizinisch betreut, versicherte Michael Hüpfl, Chefarzt der Wiener Johanniter.

Klaus Werner-Lobo von den Wiener Grünen zeigte sich über die Unterbrechung des Hungerstreiks erfreut, da die Situation immer prekärer geworden sei. Er sieht nun das Innenministerium am Zug.

Innenministerium: "Kein weiteres Gespräch"

Aus dem Innenministerium hieß es am Mittwoch, die Unterbrechung des Hungerstreiks der Flüchtlinge in der Votivkirche werde begrüßt. Man hoffe nun, dass die Personen als zweiten Schritt das Angebot wahrnehmen und in Caritas-Quartiere umsiedeln, erklärte ein Sprecher. Ein weiteres, von den Flüchtlingen gewünschtes Gespräch werde es aber nicht geben. Es liege nun an den Protestierenden, das bestehende Angebot anzunehmen. (APA, 22.1.2013)