Klagenfurt - Für ein im April erscheinendes Buch hat sich die Historikerin Brigitte Entner den Opfern gewidmet, die das nationalsozialistischem Regime unter der slowenischen Bevölkerung Kärntens forderte. Sie schildert darin die Lebensgeschichten von Opfern, indem sie vorwiegend auf Familienverbände und regionale Zusammenhänge blickt. "Denn", so Entner, "die Verfolgung war kein individuelles, sondern ein kollektives Phänomen."

"Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen?", lautet die Titelfrage Entners, die auf diesen Namen bei der Lektüre einer Textsammlung gestoßen war. Entner will mit ihrem vom Nationalfonds und vom Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützten Projekt auf ein dunkles historisches Kapitel aufmerksam machen, das im Geschichtsunterricht zu kurz kommt.

Historischer Hintergrund

Die Kärntner Slowenen waren durch die bestrebte Germanisierung als Volksgruppe stark bedroht. Viele zeigten sich aber in den ersten Jahren als loyal. "Erst nach der zwangsweisen Aussiedelung von 220 kärntner-slowenischen Familien 'blühte' der Widerstand auf, zuvor wurden aber schon überraschend viele Kärntner Slowenen und Sloweninnen Opfer der Verfolgung, zum Teil wegen (vermeintlicher) politischer Betätigung, Wehrdienstverweigerung, aber auch weil sie als Sozialfälle eine Belastung für die jeweiligen Gemeinden darstellten. Unter den Opfern finden wir auch Personen, die einen 'zu menschlichen' Umgang mit ZwangsarbeiterInnen pflegten", so Entner.

Ursprünglich ging man von ca. 300 Opfern aus. Diese Zahl stammt aus dem Bericht der Historikerkommission hinsichtlich des Schicksals der Kärntner SlowenInnen, der als Projekt über das Institut für Geschichte erarbeitet wurde. Diese Zahl hat sich durch die Recherchen von Entner in Archiven nun deutlich auf rund 540 Männer, Frauen und Kinder erhöht. Nicht erfasst werden für das Projekt jene, die den Euthanasiemaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Laut den Studien des Historikers Helge Stromberger dürften sich unter den Kärntner Euthanasieopfern weitere ca. 150 Slowenisch sprechende Kärntner und Kärntnerinnen befinden. (red, derStandard.at, 27. 1. 2013)