Zivildiener in der "ZiB 2": Zum Nachsehen auf tvthek.orf.at.

Foto: tvthek.orf.at

Wie sehr die österreichische Politik an der Realität vorbei vegetiert, wurde anhand der Wehrpflichtvolksbefragung deutlich. Wieder einmal. Deren Ausgang wird das nicht ändern. Zwar war die Aufrechterhaltung des Zivildienstes neben pädagogisch wertvollen Züchtigungen und angeblich der Mannwerdung zuarbeitenden Disziplinübungen das Hauptargument für das Abstimmungsergebnis, aber das wird von der sogenannten Politik wortreich ignoriert.

Die ZiB 2 vom Dienstag befragte ein paar Zivildiener, um über deren Sicht ihrer Tätigkeit etwas in Erfahrung zu bringen. Dabei kam man sich sehr, sehr alt vor. Denn die Statements der von der Militärnomenklatur als "Wehrersatzdiener" kleingeredeten Zivildiener klingen heute gleich wie vor zwanzig Jahren: Von sinnlosen Tätigkeiten unter ihrer tatsächlichen Qualifikation über fehlende Wertschätzung bis zu jener Verarschung, die man als Verdienst erfährt, reichte die Beschreibung ihres Dienstes ohne Waffe.

Zwar könnten die meisten heimischen Sozialeinrichtungen ohne Zivildiener zusperren. Aber was zählt das schon im Vergleich zum gesellschaftlichen Nutzen von präparierten Skipisten für Skirennen oder dem Schießen mit der Gulaschkanone auf die burgenländische Grenze überfliegende Vogerln?

Knappe drei Minuten dauerte der Beitrag. Drei Minuten sozialer Sprengstoff, vor dem kein Schützengraben schützt. Aber egal. Denn wir haben ja auch Politiker, die allen Ernstes behaupten, das Volk hätte immer recht. Na, dann lasst uns mal über Steuern oder die Todesstrafe abstimmen.

Als gäbe es nicht schon so mehr als genug blaue Wunder. (Karl Fluch, DER STANDARD, 24.1.2013)