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Knapp vorbei ist auch daneben. Aber auf Carlo Janka ruhen in Kitzbühel ohnehin eher nicht die Hoffnungen der von der Streif in den vergangenen Jahren verwöhnten Schweizer.

Foto: EPA/HERBERT NEUBAUER

Kitzbühel - Im Schweizerhof pflegen Schweizer befragt zu werden, im Kitzhof Österreicher. Und da wie dort kommt man um einen Namen nicht herum, um Didier Cuche, den Skistar a. D., der vier der vergangenen fünf Abfahrten auf der Streif gewonnen hatte und damit den Löwenanteil hat an der schweizerischen Siegesserie, die durch Didier Defago (2009) komplettiert wird.

Defago, Abfahrtsolympiasieger 2010, probiert es wieder, und Michael Walchhofer, 2006 der bis-her letzte österreichische Sieger, ist wie Cuche in Pension. "Dass Cuche weg ist, hat zwei Seiten", sagt im Schweizerhof Carlo Janka, der zuletzt mit Rang drei bei der Superkombi in Wengen für den ersten Podestplatz seines Teams in diesem Winter gesorgt hat. "Einerseits ist das eine große Chance. Anderseits ist er der große, konstante Maßstab gewesen, der Teamleader, und der fehlt jetzt."

Fabrikanten-Unterhalter

Der Maßstab weilt auch in Kitzbühel, ist mit PR-Aufgaben beschäftigt und lud zu einer Audienz in jenem Saal, in dem nach den Rennen die Sieger befragt werden: "Schön, wieder hier zu sein und sehr emotional. Ich kümmere mich um Ski-, Auto-, Uhren- und Bekleidungsfabrikanten." Beim Abschlusstraining machte Daron Rahlves aus den USA, der hier 2003 die Abfahrt und 2004 den Super-G gewann, den Vorläufer. Cuche überlegte, ob er dies im nächsten Jahr tun solle. Nach Ansicht des Trainings verwarf er aber den kühnen Gedanken.

Bei seinem letzten Antreten in Kitzbühel, im Jänner 2012, verhinderte Cuche mit seinem letzten Triumph auf der Streif einen dreifachen österreichischen Sieg durch Romed Baumann, Klaus Kröll und Joachim Puchner. Und also geht es um sein Erbe. Im Kitzhof plaudert man mit Hannes Reichelt, der in den ersten beiden Trainings jeweils Zweiter hinter dem Norweger Aksel Lund Svindal war und auf die dritte Übung verzichtete, das Super-G-Training vorzog. "Einen Vorteil haben wir, der Cuche ist nicht mehr dabei. Aber dafür haben wir schon den nächsten Kandidaten, das ist der Svindal", sagt Reichelt, der für den einzi-gen österreichischen Abfahrtssieg in dieser Saison sorgte, diesen in Bormio allerdings mit dem Italiener Dominik Paris teilen musste.

Und was zeichnet Aksel Lund Svindal aus? Reichelt: "Er fährt von oben bis unten sauber, macht keine groben Fehler, hat einen Haufen Siege und Stockerlplätze im Hinterkopf. Da geht alles noch viel leichter von der Hand." Kröll, der im Abschlusstraining die Bestzeit vor Svindal fixierte: "Eine Bestzeit ist immer gut, das beruhigt. Aber viele sind nicht gefahren, und was Svindal gemacht hat, weiß ich nicht."

Reichelt ist durchaus damit einverstanden, wenn man ihn wie Kröll und Svindal zu den Topfavorits zählt, das gilt für den Super-G wie für das unbestritten zentrale Ereignis, die Abfahrt am Samstag. Im Vorjahr ist der Super-G dem Wetter zum Opfer gefallen, den bisher letzten ÖSV-Sieg schaffte Kröll 2009. "Es muss alles passen. Man ist in dieser Liga nicht dabei, wenn man einen Bock schießt." Und auf der Streif sollte man keinesfalls einen Bock schießen. "Da spielen natürlich auch immer die Stürze mit. Das ist traurig, macht es aber auch interessant. Das Schwierige ist, den Grat zu finden zwischen Angriff und Sicherheit, der ist schmal. Auf der einen Seite geht es 500 Meter hinunter, das ist ein Sturz in Kitzbühel. Die andere Seite ist schön flach, das ist die Sicherheitsseite. Deshalb bin ich am Start immer sehr ehrfürchtig."

Reichelt, der 32-jährige Allrounder, der im Weltcup auch schon vier Siege im Super-G und einen im Riesenslalom gesammelt hat, ist wie seine Kollegen besonders auf einen Sieg in Kitzbühel erpicht. "Dann steigt man auf zu den Legenden. Und wenn man hier eine Gondel hat, ist das schon eine coole Sache." (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 25.1.2013)