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Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge bringt den Anlegern nicht viel. Neue Modelle sollen für eine bessere Veranlagung sorgen.

Foto: APA/Gindl barbara

Wien - Die Euphorie war groß vor zehn Jahren, als die ersten staatlich geförderten Zukunftsvorsorge-Verträge auf den Markt kamen: Die Wiener Börse (wo ein Großteil der Prämien veranlagt werden muss) boomte, das Produkt war steuerbefreit und die staatliche Prämie solid.

Jetzt, wenn im Frühling die ersten Verträge auslaufen, ist die Ernüchterung groß: Nach den Kursgewinnen zu Beginn der Laufzeit ging es beim Ausbruch der Finanzkrise 2008 mit den Aktienkursen steil bergab. Die Gewinne der vergangenen Jahre werden oft nicht ausreichen, um am Ende der Laufzeit einen Gewinn zu erzielen. Nicht zuletzt auch wegen der hohen Abschlusskosten von ein bis 1,5 Jahresprämien, also 1.200 bis 1.800 Euro. Dazu kommen Kosten zur Absicherung der Aktienkurse. Zudem wurde im Vorjahr die staatliche Förderung auf maximal 104 Euro halbiert. Was dem Anleger bleibt, ist das eingesetzte Kapital (wegen der Kapitalgarantie) und die staatliche Prämie.

Reform naht

Walter Hager, Experte für Finanzdienstleistungen im Verein für Konsumenteninformation (VKI), sagte im STANDARD-Gespräch, er rechne damit, dass sich viele Betroffene in den nächsten Monaten beim VKI melden werden, um sich zu beschweren. Derzeit könne er von einem Neuabschluss nur abraten.

Die Versicherer und das Finanzministerium verhandeln daher bereits über eine Reform der Zukunftsvorsorge, die Ende Februar, Anfang März fertig sein soll und noch vor dem Sommer ins Parlament kommen könnte.

Aktien absichern kostet

Günter Geyer, Chef des Städtischen-Versicherungsvereins, sieht das Hauptproblem für die Kapitalgarantie in der hohen Aktienquote, die das Gesetz vorschreibt. Die vorgeschriebene Aktienquote schwankt je nach Alter des Kunden zwischen 15 Prozent (ab 55 Jahre) und 30 Prozent (bis 45 Jahre). Hintergrund: Wenn mit Aktieninvestments kein Geld zu verdienen ist, müssen die Assekuranzen oder Kapitalanlagegesellschaften die Kurse absichern - und das kostet Geld. 2008, als es noch eine vorgeschriebene 40-prozentige Aktienquote gab, "hat man zuschauen können, wie der Markt einbrach, und viele mit kurzlaufenden Verträge haben am folgenden Aufschwung nicht mehr teilnehmen können", erläutert Hager.

Wenn schon eine Mindestquote an Aktien gehalten werden soll, "müssten fünf Prozent auch reichen", argumentiert Geyer. Diskutiert wird zudem, ob, wie derzeit die Prämien, großteils nur an der Wiener und an ausgewählten osteuropäischen Börsen veranlagt werden dürfe.

Abwarten

Dass die Performance der bald auslaufenden zehnjährigen Verträge nicht brüllend sein wird, bestreitet Geyer nicht: "Bei einer Vertragslaufzeit von 20 Jahren kommt sicher mehr heraus." Der Verkauf der Zukunftsvorsorge lief bei der Städtischen im Vorjahr jedenfalls "nicht so dynamisch", ein paar tausend Verträge seien aber dazugekommen, sagte der Chef der Vienna Insurance Versicherung, Peter Hagen, bei der Präsentation eines neuerlichen Rekordergebnisses seiner Gruppe im Jahr 2012.

Aktuell gibt es mehr als 1,5 Millionen Verträge zur Zukunftsvorsorge, in denen rund 5,5 Milliarden Euro veranlagt sind.

Aus Sicht des VKI sollte die Veranlagung aus der Zukunftsvorsorge wie bei der klassischen Lebensversicherung erfolgen, ohne fixen Aktienanteil, eventuell mit einem Garantiezinssatz. Ferner sollte es eine gesetzliche Vorgabe von Maximalkosten (gedeckelte Abschluss- und Verwaltungskosten, keine sonstigen Kosten) geben. Die Abschlusskosten sollten auf die gesamte Laufzeit verteilt werden. Die Vergleichbarkeit müsse gewährleistet sein. Und: Eine Vertragskündigung sollte in vordefinierten Notfällen möglich sein. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 25.1.2013)