Im Test: Das "Xinc"-Tablet sowie das namenlose 3,5-Zoll-Telefon.

Foto: derStandard.at/Pichler

Die Eckdaten des Smartphones:

1 GHz-CPU, 256 MB RAM, 256 MB Speicher, HVGA-Display, Bluetooth, WLAN, 2G-Datenfunk

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Die zusätzlichen Cover für die Rückseite verleihen Farbe, schützen aber kaum.

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Die Eckdaten des Tablets:

1 GHz-CPU, 512 MB RAM, 4 GB Speicher, WVGA-Display, WLAN

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Auf der Rückseite in Klavierlackoptik haften Staub und Fingerabdrücke leider zu gut.

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Sowohl die Displayqualität des Telefons,...

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...als auch des Tablets lässt zu wünschen übrig.

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Während die Frontkamera des "Xinc" akzeptable Bilder liefert...

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...erzeugen  die Aufnahmegeräte des Noname-Phones beidseitig...

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...absolut grauenhafte Bilder.

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Knapp beinander, aber passabel klingend: Die Lautsprecher des Tablets.

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Das Telefon nutzt leider den mit allerlei sinnlosen Programmen aufgeblähten GO Launcher.

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Nicht jedermanns Budget ist üppig genug, um sich mit den allerneuesten mobilen Helfern auszurüsten. Die Anschaffung eines Smartphones und Tablets kann ein beträchtliches Loch in den Geldbeutel reißen. Doch es geht auch anders. Wir sind mit der Mission "Voll mobil für 100 Euro" ausgerückt und haben zwei Androiden der untersten Preisklasse genauer inspiziert.

Für eine handvoll Euro

Vorab: Ja, es ist möglich, sich ein Tablet und Smartphone für eine Gesamtsumme von 100 Euro anzuschaffen. Hierzulande fällt das allerdings schwer, so man auf Neuware besteht. Wenngleich der Preis für nicht mehr brandaktuelle Hardwarekomponenten rapide am fallen ist - das Einsteigergeräte auch in Europa in ein oder zwei Jahren diese Preisklasse erreichen könnten, ist nicht auszuschließen - hat man kaum eine andere Wahl, als die Geräte direkt aus China zu beziehen.

Im konkreten Fall beim Onlinehändler Chinavasion. Dort wird fast ausschließlich Whitebox-Elektronik unter diversen Namen vertrieben. Die Wahl fiel auf ein Sieben-Zoll-Tablet namens "Xinc" sowie ein nicht näher betiteltes Smartphone mit 3,5 Zoll-Display. Die beiden Produkte stellte uns Chinavasion freundlicherweise als Testmuster bereit.

Preis erstaunt selbst Zollbeamte

Angekommen wären die Gadgets via DHL in nur drei Tagen, in der Praxis sollte es aber über eine Woche dauern. Denn: die zwei Devices waren als "Media Player" deklariert und das Paket in eine Zoll-Stichprobe geraten.

Die Behörden wollten den Warenwert nicht so recht glauben und lenkten schließlich erst nach einer schriftlichen Erklärung von Beschaffungsweg und Verwendungszweck sowie Übermittlung von Screenshots der Händlerseite ein. Ein Prozedere, das bei Vorliegen einer Zahlungsbestätigung - die es in diesem Fall nicht gab - normal viel schneller und unkomplizierter verläuft, wobei dann in jedem Fall Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 20 Prozent entrichtet werden muss.

Gut ausgestattet

Doch zurück zu den Gadgets für den kleinen Geldbeutel. Beide sind in Vollplastik gehalten und akzeptabel verarbeitet, wobei das Telefon etwas robuster wirkt als das Tablet. Beide waren mit Ladegerät und -kabel ausgestattet, beim Smartphone kamen Kopfhörer, zwei Akkus sowie zwei Cover für die Rückseite in den Farben Knallgrün und Schwarz hinzu. Diese erfüllen keine erkennbare Schutzfunktion, sondern dienen eher dazu, das Gerät optisch aufzupeppen.

Speicherknappheit

Von den Abmessungen her entspricht der Androide fast exakt einem iPhone 4 (116 mm Höhe × 59 mm Breite), ist aber um gut drei Millimeter dicker. Unter der abnehmbaren Rückseite ist Platz für Akku, zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte. Die Anschaffung einer solchen sei auch angeraten, denn mit 256 MB Onboardspeicher ist die Kapazität enden wollend. Zudem ist der Systempartition ein großer Teil davon zugewiesen. Tatsächlich stehen nur rund 25 MB an Speicherplatz für Programme zur Verfügung.

Bereits vorinstallierte Programme von Drittherstellern (etwa Anhängsel des GO Launchers und eine alternative Tastatur, die zwar Englisch, Chinesisch und Farsi aber kein Deutsch beherrscht) lassen sich deaktivieren, aber erst mit Rootrechten entfernen. Die Erlangung dieser ist kein Kunststück, aber nichts, mit dem sich ein Durchschnittsuser oder Smartphone-Einsteiger in der Regel beschäftigt.

Sinkt der Platz auf unter zehn MB, so blendet sich regelmäßig eine bildschirmfüllende Information ein, die über die Speicherverhältnisse informiert. Immerhin läuft auf dem Gerät Android 2.3.6 (auch wenn die nicht existente Version 2.3.9 angegeben wird), sodass sich einmal installierte Programme auf die SD-Karte verschieben lassen.

Solide Performance, schwaches Display

Obwohl das Telefon, das mit der SpreadTrum 6820-Plattform operiert, mit einer 1-GHz-CPU und 256 MB RAM (AnTuTu-Score 2.632) nicht mehr auf Höhe der Zeit ist, laufen die meisten Apps flüssig und ohne zu murren - selbst das vorinstallierte Angry Birds.

Wirklich schön sieht das Geschehen am Bildschirm jedoch nicht aus, was der HVGA-Auflösung von 480 x 320 Pixeln geschuldet ist. Die Farbwiedergabe ist zumindest okay, bei vertikaler Neigung wird der Displayinhalt schnell unkenntlich. Obwohl laut "Android System Info" zumindest ein Lichtsensor verbaut ist, muss die Helligkeit des Displays manuell geregelt werden. Toucheingaben erkennt der kapazitive Sensor zuverlässig.

Desaströse Kamera

Von den beiden Kameras - im Gegensatz zu den meisten anderen Telefonen dieser Preisklasse sind zwei Stück davon integriert - kann man das nicht behaupten. Wirken die Bilder auf dem kleinen Display noch halbwegs passabel, offenbart sich in der Vollauflösung von 2 bzw. 0,3 Megapixel ein unscharfes, detailarmes Desaster, das selbst für den sporadischen Schnappschuss nur schwer zu tolerieren ist. Auch der integrierte Blitz rettet da nichts mehr. Aufgenommene Videos (im veralteten 3GP-Format mit einer Maximalauflösung von 352 x 288 Pixeln) sind ebenfalls kein Augenschmeichler.

Ohne GPS und 3G

Die beiden großen Knackpunkte des Smartphones liegen jedoch in anderen Bereichen: Während Bluetooth und WLAN ohne Macken arbeiten, fehlen dem Gerät sowohl ein GPS-Modul als auch ein 3G-Modem. Folglich arbeitet die Standortermittlung, etwa in Google Maps, nur auf Basis von GSM und WiFi und ist folglich ungenau. Weiß man bereits, wo man sich befindet, kann man sich trotzdem orientieren. Auf Echtzeitnavigation muss jedoch verzichtet werden.

Mobiles Internet klappt nur via 2G, wobei der EDGE-Standard genutzt wird. Theoretisch sollten damit mehr als 30 Kilobyte die Sekunde übertragen werden können, in der Praxis waren es in Wien an guten Zeiten zwischen zehn und 20. Das reicht für E-Mail-Kommunikation, Twitter und den Aufruf einfacher Webseiten, wird für alles andere - inklusive App-Download aus dem Play Store - jedoch zum frustrierenden Geduldsspiel.

Gute Sprachqualität, durchschnittlicher Akku

In Sachen Telefonie zeigte der kleine Androide immerhin keine merkbaren Schwächen. Die Sprachqualität in beide Richtungen war vom subjektiven Eindruck her überdurchschnittlich, Empfangsprobleme waren nicht bemerkbar. Die Kapazität des Akkus wird mit 1.650 mAh angegeben. Überprüfbar ist das nicht, bei normaler Nutzung kommt man aber mit einer vollen Ladung über den Arbeitstag.

Xinc-Tablet

Für 50 Euro sind freilich auch vom "Xinc"-Tablet keine Wunder zu erwarten. Dieses ist eines von einer Unmenge baugleicher Geräte seiner Art. Hier lag neben Ladegerät, Kopfhörer und miniUSB-Kabel auch noch ein Konverter bei, mit dem sich USB-Geräte - zB. ein kompatibler 3G-Stick, ins Internet kommt das Pad sonst ausschließlich per WLAN - an den Touchscreen-PC anhängen lassen. Wie auch beim Telefon gibt es eine in chinesisch gehaltene und somit unbrauchbare Kurzanleitung. Als Betriebssystem ist Android 4.0.4 installiert. GPS oder Bluetooth sucht man vergebens.

Auch hier vollbringt das Display keine Wunder. Auf den sieben Zoll tummeln sich 800 x 480 Pixel, was auf dem Niveau vieler Smartphones liegt und sich in deutlich sichtbare 133 PPI übersetzen lässt. In Sachen Betrachtungswinkeln übertrumpft der Bildschirm das Telefon deutlich, Helligkeit und Farbkontrast könnten dafür besser sein. Auch hier bietet sich erwartungsgemäß kein hochqualitatives Erlebnis.

Flüssige 720p-Wiedergabe

Die 1-GHz-CPU und 512 MB RAM sorgen in Verbund mit einer Vivante GC800-GPU für solide Leistung in üblichen Anwendungsfällen - also Lesen, Surfen, Social Networks und Casual Gaming, sofern man nicht zu viel gleichzeitig tun will. Der Gesamtscore beim AnTuTu-Benchmark liegt bei 2.780 Zählern.

Freilich ist auch Filme ansehen möglich, das Tablet stellt 720p-Content - abhängig von der Bitrate des Videos - zumeist flüssig dar, ist mit 1080p aber überfordert. Dank dem microHDMI-Ausgang lassen sich alle Inhalte auch auf Bildschirme und Fernseher ausgeben, was ein netter Zusatz ist. Die Ausgabe-Qualität der integrierten Stereo-Lautsprecher vermag angesichts des Preislevels positiv zu überraschen.

Mehr Speicher, mäßige Laufzeit

Speichersorgen gibt es hier weniger. Vier Gigabyte fasst der interne Speicher (davon stehen 2,5 GB zur Verfügung), er kann ebenfalls per microSD aufgestockt werden. Platz für Apps ist somit genug vorhanden. Zwei chinesische Programme (eine Tastatur und der QQ-Messenger) waren vorinstalliert, allerdings nicht auf der Systempartition, sodass eine problemlose Deinstallation möglich war.

Videotelefonie ermöglicht eine Frontkamera mit 0,3 Megapixel, deren Aufnahmen um einiges schöner ausfallen als jene beim Handy. Der Akku hat laut Herstellerangabe 3.600 mAh. Beim reger Internet- und Appnutzung ist nach zwei bis drei Stunden Schluss. Wer nur Musik streamt, könnte auf fünf Stunden kommen. Die angegebenen sechs Stunden Laufzeit sind bestenfalls offline erreichbar.

Fazit: Telefon für Puristen...

Wer Gadgets aus dem Ultrabillig-Segment erwirbt, muss naturgemäß mit Einschränkungen rechnen. In der Regel treffen die für den Preis notwendigen Sparmaßnahmen das Display, was bei beiden Geräten deutlich zu merken war. Für das Handy sind vor allem das Fehlen von GPS und 3G sowie der geringe Onboardspeicher als weitere Schwachpunkte zu verzeichnen.

Das günstige Android-Smartphone allenfalls für Puristen empfohlen werden kann, die sich unterwegs mit E-Mails, Twitter und übertragungsarmen Apps begnügen können oder generell wenig Bedarf für Internetkonsum auf dem Gerät haben. Wer 30-40 Euro mehr ausgeben kann, erhält bereits deutlich tauglichere Handys, die zumindest mobiles Breitband unterstützen.

...Tablet für anspruchslose Gelegenheitsuser

Besser macht es das Tablet. Wem das bröselige Display nichts ausmacht, findet für 50 Euro eine solide Plattform für Medien- und Internetkonsum vor, die sich via USB im Funktionsumfang erweitern lässt.

Für mobile Vielnutzer ist es aufgrund der eingeschränkten Akkulaufzeit weniger empfehlenswert. Wer sich mit gelegentlicher Verwendung zufrieden gibt oder ein sehr günstiges Companion-Device für die eigenen vier Wände sucht, wird aber fündig. Auch hier gilt: eine kleine Mehrinvestition ist zu empfehlen, bereits im Bereich von 80 bis 90 Euro sind wesentlich leistungsfähigere Tablets zu haben. (Georg Pichler, derStandard.at, 01.02.2013)