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Dominik Paris, seit Samstag eine Legende.

Foto: EPA/Neubauer

Kitzbühel - Nach dem spektakulären Abfahrtsrennen auf der Streif vor 42. 000 mehr oder weniger berühmten Zuschauern beliebten die Herrschaften zu scherzen. Hannes Reichelt, der Dritte, warf Dominik Paris, dem Ersten, Egoismus vor. Schließlich hatten sich die beiden kurz vor dem Jahreswechsel den Sieg auf der Stelvio in Bormio geteilt, und Paris wollte diesmal nicht teilen. Denn: "Die Legenden werden in Kitzbühel gemacht", stellte Erik Guay fest, der Zweite. "Ich bin sehr, sehr glücklich, dass es keine Verletzten gegeben hat", merkte Rennleiter Peter Obernauer an, und auch die Sportler dankten dem Berg nicht nur für ihre Erfolge.

"Ich bin nach jeder Abfahrt froh, dass ich heil und gesund im Ziel bin. Überhaupt hier in Kitzbühel, wo schon so viel passiert ist", gestand Paris, der 23-jährige Südtiroler aus Ulten, der für Italiens zweiten Sieg auf der Streif gesorgt hatte. 1998 hatte der Cortinese Christian Ghedina gewonnen. "Ich bin froh, dass ich gesund nach Hause fahren kann" , gab auch Reichelt zu, aber es versteht sich, dass er und seine Kollegen sich im nächsten Jahr, falls nichts Gröberes dazwischen kommt, wieder die Streif hinunterwerfen werden. Wenn alles gutgeht, zahlt sich das aus, Paris lukrierte 70.000 Euro an offiziellem Preisgeld, die Ausrüster und Sponsoren legen noch etwas dazu, und bald wird eine Gondel der Hahnenkamm-Bahn auf den Namen Dominik Paris hören.

Vor dem Start Pantera

Paris selbst hört gern Heavy bis Trash Metal, vor dem Start zog er sich Fetziges von der US-Band Pantera hinein. "Das ist ein bisserl etwas Hartes", sagt er, "die Abfahrten sind ja auch hart und schnell. Der Rhythmus ist gut, um in den Lauf reinzukommen. Ich hör aber auch noch Härteres als Pantera. Also alles, was die anderen Leut nicht verstehen."

Paris selbst pflegt mit Freunden auch hin und wieder Lärm mit Musikinstrumenten zu machen. Und einer, der aus dem selben Dorf kommt und zugehört hat, liefert eine Rezension: "Das klingt, als würdest du mit einer Flex eine Eisenstange bearbeiten." Individuelle Ohrwürmer halt. Abgesehen davon sei Paris ein umgänglicher Mensch, "und wenn er dich begrüßt, dann klopft er dir so fest auf die Schulter, dass du fast ein Trauma hast."

Im Sommer auf der Alm

Der Weg des frischen Streif-Siegers in die Weltspitze verlief nicht schnurgerade. Er zeichnete sich nicht immer durch Trainingsfleiß aus und war nicht immer diszipliniert, was Speis und Trank betrifft. Das führte dazu, dass man ihm Förderungen entzog, was ihm allerdings einen Denkanstoß lieferte. Entweder ordentlich oder gar nicht, dachte er sich, und nach einem Sommer, in dem er auf einer Alm in der Schweiz als Senner gearbeitet hatte, ordnete er alles seinen sportlichen Zielen unter. Jetzt sagt er über sich und das italienische Team: "Wir haben gut gearbeitet. Wir sind alle gut drauf." Und Kitzbühel zu gewinnen, sei einfach ein Traum: "Jetzt kann ich relaxed nach Schladming fahren."

Entspannt zur WM-Abfahrt am Sonntag in knapp zwei Wochen können auch Klaus Kröll und Hannes Reichelt fahren, die beiden haben laut Cheftrainer Mathias Berthold ihren Startplatz fix. Gute Karten besitzt auch Max Franz, dem ein schwerer Sturz in Beaver Creek eine fünfwöchige Pause verordnet hatte. Platz fünf auf der Streif, unmittelbar vor Kröll, lässt ihn durchaus als Medaillenkandidaten erscheinen. Auf die WM-Teilnahme spitzen auch Romed Baumann, Matthias Mayer, Joachim Puchner, Florian Scheiber und Georg Streitberger. Entscheiden darüber wird nach den Trainings auf der Planai. Das vermutlich 14-köpfige WM-Aufgebot wird Berthold am Mittwoch bekannt geben. (bez, DER STANDARD, 28.01.2013)