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Weimann über seinen frühen Transfer nach England: "Für mich war das der beste Schritt. Ich würde es sofort wieder so machen. Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Schritt. Wenn man die Chance kriegt, dann soll man es machen."

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Weimann lässt sich im Villa Park nach seinem ersten Treffer gegen Manchester United feiern.

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Es hätte natürlich auch ziemlich in die Hose gehen können, als der damalige Aston-Villa-Coach Alex McLeish im Spiel gegen Fulham am 11. März 2012 Andreas Weimann in der 73. Minute anstelle von Charles N'Zogbia auf das Feld schickte. Doch der 21-jährige Wiener ließ sich trotz immenser Bedenken des Publikums - "The manager was on the receiving end of boos and cries of 'You don't know what you're doing' from all around the ground", schrieb der "Guardian" damals - nicht beirren und sorgte mit seinem ersten Tor in der englischen Premier League für den ersten Heimsieg von Aston Villa seit vier Monaten.

"Another tremendous moment"

"I've had a lot of great moments in football, last-minute winners and cup finals and things like that. That winner was another tremendous moment", gab McLeish danach erleichtert zu Protokoll.

Seither ist nicht nur viel Wasser die Donau oder die Themse hinuntergeronnen, auch Weimann hat sich mittlerweile zu einer fixen Größe bei Villa gemausert. "Ich habe in letzter Zeit oft gespielt, ich fühle mich im Moment sehr gut, es läuft für mich auch sehr gut und ich hoffe, dass ich auch weiterhin zu regelmäßigen Einsätzen komme", sagt der ÖFB-Legionär, der am Dienstag von Teamchef Marcel Koller für das Testspiel gegen Wales einberufen wird,  im Gespräch mit derStandard.at.

Doch der Traditionsklub aus Birmingham steckt aktuell in einer veritablen Krise und rudert den Erwartungen hinterher. Nach 23 Runden liegt der Verein nur an 17. Stelle der Tabelle und damit im roten Bereich. Im Ligacup war im Halbfinale gegen Viertligist Bradford City Endstation, obwohl Weimann sowohl im Hin- als auch im Rückspiel jeweils einmal in die Maschen traf. Danach scheiterte Aston Villa in der vierten Runde des FA-Cups an Zweitligist Millwall FC.

"Die Mannschaft hat genug Qualität"

Um aus der abstiegsgefährdeten Zone zu entkommen, müssen dringend Punkte und Siege her. "Hoffentlich wird das bald wieder so sein", sagt Weimann, an dem die Krise natürlich auch nicht spurlos vorübergeht. "Das belastet mich sicherlich, ich habe in den letzten Wochen ein paar Tore gemacht, aber das Wichtigste ist, dass die Mannschaft wieder gewinnt. Wir versuchen uns in der Kabine gegenseitig aufzumuntern, und wir wissen, dass wir weiterkämpfen müssen", so Weimann. "In den letzten Spielen haben wir immer wieder Tore nach Cornern bekommen. Das darf nicht passieren. Da müssen wir noch besser am Mann stehen", analysiert der Wiener, der sich bezüglich Klassenerhalt keine Sorgen macht: "Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Ich denke, die Mannschaft hat genug Qualität."

Die Bilanz des ÖFB-Legionärs, der auch unter Marcel Koller bereits zwei Spiele (gegen Kasachstan und die Elfenbeinküste) absolviert hat, kann sich sehen lassen. Bei 23 Pflichtspieleinsätzen in dieser Saison verbuchte er neun Tore (vier in der Premier League, vier im Ligacup und eines im FA-Cup). Neben seinem Treffer beim 3:1-Sieg in Liverpool Mitte Dezember sorgte er vor allem mit seinem Doppelpack gegen Manchester United in der zweiten Novemberwoche für Furore. "Weimann found pockets of space to score twice to put Villa 2-0 ahead", schrieb der "Guardian".

"Manchester United schießt man nicht alle Tage zwei Tore"

"Ein super Gefühl, das werde ich sicher nicht vergessen. Unmittelbar nach dem Spiel war ich mehr enttäuscht, weil wir das Spiel verloren haben, als dass ich mich über die Tore gefreut habe." Leider drehten die Red Devils das Match, und anstelle von Weimann avancierte United-Doppeltorschütze Javier Hernández zum "Man of the Match". "Nach ein paar Tagen kam dann schon ein positives Gefühl, weil man Manchester United nicht alle Tage zwei Tore schießt", erzählt Weimann.

Während andere in puncto Zukunftsperspektive im diesem Alter noch relativ planlos wirken, machte sich Weimann im Alter von 15 bereits auf die Reise und landete auf der Insel, die in Sachen Fußball bekanntlich eine der weltweit ersten Adressen darstellt.

Von Stadlau via Hütteldorf nach Birmingham

"Für mich war das der beste Schritt. Ich würde es sofort wieder so machen. Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Schritt. Wenn man die Chance kriegt, dann soll man es machen", so der Wahl-Engländer. Selbstverständlich hatte der junge Weimann auch Zweifel: "Vor allem am Anfang ist es schwierig, wenn man neu hinkommt. Aber ich habe immer an mich geglaubt, hart gekämpft und zum Glück dann auch die Chance  in der ersten Mannschaft bekommen." Mit sieben hatte er beim FC Stadlau zu kicken begonnen, später wurde er bei Rapid in Hütteldorf von England entdeckt.

"Ich habe das Angebot bekommen, war dann dort auf Probetraining, und mir hat es so getaugt, dass ich nicht nachdenken musste. Ich habe sofort gesagt, dass ich das machen will. Aston Villa ist ein riesiger Klub in England, ein Traditionsverein. Die Fans feuern uns an, obwohl wir aktuell nicht so gut dastehen. Man merkt schon, dass jeder hier für den Fußball lebt", sagt der Wiener über seine zweite Heimat.

Grün-weißes Versäumnis

"Rapid Wien hat verabsäumt, dem sehr großen Stürmertalent einen Vertrag anzubieten", kommentierte der damalige U18-Teamchef Peter Persidis Weimanns Transfer nach England. Welch großes Talent in ihm steckt, ließ Weimann nicht lange im Verborgenen. Rasch sicherte er sich einen Stammplatz in der U18 der Aston-Villa-Akademie. Nach dem U18-Meistertitel in der Saison 2007/08 rückte er in der folgenden Saison aufgrund guter Leistungen in die Reserve-Mannschaft auf, wo er mit seinen Toren einen wesentlichen Beitrag leistete, dass wieder ein englischer Meistertitel gefeiert werden konnte.

Im Sommer 2009 wurde Weimann als erst 18-Jähriger in den Kader der ersten Mannschaft aufgenommen, zum Auftakt der Saison 2010/11 gab er sein Premier-League-Debüt gegen West Ham United.

"Ich bin grundsätzlich froh, wenn ich zum Einsatz komme. Der Trainer weiß, dass ich lieber vorne spiele. Er sagt: 'Ich weiß, dass du dort besser bist.' Natürlich ist es dann mein Job, Tore zu machen, aber das akzeptiere ich", kommentiert Weimann seinen Job trocken. (Thomas Hirner, derStandard.at, 28.1.2013)