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Gunter Schaffrick vor dem Gericht in Talca

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Santiago de Chile/Berlin - Fünf ehemalige Sektenführer der früheren Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad im Süden Chiles haben ihre mehrjährigen Haftstrafen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angetreten. Vier der verurteilten Sektenmitglieder folgten der gerichtlichen Anordnung und meldeten sich am Dienstag beim Gericht der südchilenischen Stadt Parral, der fünfte musste festgenommen werden und wurde nach Behördenangaben am Mittwoch ins Gefängnis Cauquenes gebracht.

Gemäß einem Ende Jänner vom Obersten Gerichtshof Chile bestätigten Urteil aus dem Jahr 2010 müssen Gerhard Mücke und Gunter Schaffrick jeweils elf Jahre Haft verbüßen, Gert Seewald acht, Kurt Schnellenkamp und der Chilene Dennys Alvear jeweils fünf. Seewald, ein enger Vertrauter des ehemaligen Sektenchefs Paul Schäfer, war am Dienstag nicht vor Gericht erschienen erschienen. Er wurde am Mittwoch festgenommen. Der frühere Leiter des Krankenhauses und Sektensprecher der Siedlung, Hartmut Hopp, war zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Hopp floh 2011 nach Deutschland, das seine Auslieferung an Chile ablehnt.

Hopp galt rechte Hand von Schäfer, der zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde und 2010 im Alter von 88 Jahren im Gefängnis starb. Nach Aussagen von Zeugen wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973 bis 1990) politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Deutschen-Kolonie verschleppt und dort zu Tode gefoltert.

Auf dem über 13.000 Hektar großen Gelände der "Colonia Dignidad", die sich später "Villa Bavaria" nannte, lebten zeitweise hunderte deutsche Auswanderer und ihre Familienangehörigen. Der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland geflohene frühere Wehrmachtsgefreite Schäfer hatte die Kolonie Anfang der 1960er Jahre in einer Bergregion in Südchile mit 300 Getreuen gegründet. (APA, 20.2.2013)