Bamako - Knapp drei Wochen nach Beginn ihres Mali-Kampfeinsatzes rücken französische Elitetruppen gegen die letzte große Rebellen-Bastion im Norden des Landes vor. Die Soldaten landeten nach Angaben aus Paris in der Nacht zum Mittwoch auf dem Flughafen von Kidal und brachten ihn unter ihre Kontrolle. Widerstand von den islamistischen Aufständischen gab es in der rund 1.200 Kilometer nordöstlich von Bamako gelegenen Stadt offensichtlich nicht. Ein Sandsturm hinderte die Franzosen zunächst an einem schnellen Vormarsch in die Stadt.

Die Sicherung des Flughafens fand malischen Angaben zufolge im Alleingang der Franzosen statt. Die alliierten Regierungstruppen seien nicht informiert gewesen, betonte ein Militärsprecher. "Die Franzosen haben uns gesagt, dass sie den Flughafen gesichert haben. Wir wissen nicht, was passiert ist." Ein anderer Sprecher sagte: "In Gao und Timbuktu haben die Franzosen Luftangriffe geflogen, aber in Kidal wurde nicht mal geschossen. Wir haben keine Ahnung, was da los ist."

Ansar Dine zieht sich kampflos zurück

Nach Angaben der säkular ausgerichteten Tuareg-Bewegung MNLA hat sich die bislang über Kidal herrschende Islamisten-Gruppe Ansar Dine kampflos aus der Stadt zurückgezogen. Hunderte MNLA-Mitglieder hätten im Zuge des französischen Vormarsches die Kontrolle übernommen, sagte ein Sprecher der dpa in Paris. Derzeit gebe es Verhandlungen mit den französischen Militärs über den weiteren Anti-Terror-Kampf im Norden Malis.

Von französischer Seite gab es zunächst keine Einzelheiten über die Lage in Kidal. Die Regierung in Paris forderte die Übergangsregierung in Bamako allerdings auf, unverzüglich einen Dialog mit den "legitimen" Volksvertretern im Norden zu beginnen. Voraussetzung dürfe nur sein, dass sie die Einheit Malis akzeptierten und friedlich seien.

Frankreichs Premier warnt

Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault hatte vor der Militäraktion in Kidal davor gewarnt, den Krieg gegen die islamistischen Rebellen bereits als gewonnen anzusehen. "Man muss sich vor jeglicher Siegesgewissheit hüten", sagte er am Dienstagabend in Paris. Vor knapp drei Wochen, am 11. Jänner, hatte Frankreich mitgeteilt, die Regierung von Mali mit eigenen Truppen im Kampf gegen die Islamisten zu unterstützen.

Angesichts von Berichten über schwere Menschenrechtsverletzungen der alliierten malischen Truppen sprach sich die französische Regierung für eine schnelle Entsendung von internationalen Beobachtern aus. Sie betonte allerdings, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe bislang keinerlei Informationen über Hinrichtungen oder andere Gräueltaten bestätigt.

Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) warnte, dass die Lebensmittelvorräte in Kidal knapp werden. Vor allem die Schließung der Grenze zum Nachbarland Algerien, über die die Waren normalerweise transportiert werden, habe zu dem Versorgungsengpass geführt, hieß es in einer Mitteilung. (APA, 30.1.2013)