Algier/London - Großbritanniens Premierminister David Cameron hat Algerien zwei Wochen nach dem blutig beendeten Geiseldrama auf einer Gasförderanlage besucht. Cameron wurde am Mittwoch am Flughafen der Hauptstadt Algier von seinem algerischen Amtskollegen Abdelmalek Sellal empfangen. Es war die erste Algerien-Reise eines britischen Regierungschefs seit der Unabhängigkeit des Landes vor 51 Jahren.

Bei dem Geiseldrama waren Mitte Januar nach abweichenden Angaben 37 Ausländer getötet worden, darunter sechs Briten. Auch viele Algerier kamen ums Leben. Islamistische Terroristen hatten die Anlage an der libyschen Grenze besetzt. Sie hatten damit auch auf die französische Militärinitiative gegen Islamisten im benachbarten Mali reagiert.

Kritik an algerischer Regierung

Die algerische Regierung hatte die Armee zur gewaltsamen Befreiung der Geiseln eingesetzt - ohne rechtzeitige Absprache mit den Regierungen der anderen betroffenen Nationen. Cameron hatte das Vorgehen - wie mehrere andere Staats- und Regierungschefs - scharf kritisiert.

Der Besuch solle nun dazu beitragen, "eine koordinierte internationale Antwort auf die wachsende Bedrohung" von Al-Kaida-Terroristen in der Maghreb-Region zu geben, sagte eine Sprecherin der Downing Street in London.

Cameron bietet Hilfe an

Nach britischen Medienberichten wollte Cameron Algerien auch die Hilfe des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 im Kampf gegen den Terror im Maghreb und der Sahel-Zone anbieten. Cameron selbst sagte: "Ich möchte mit der algerischen und anderen Regierungen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir alles tun, um dem Terrorismus entschieden und intelligent entgegenzutreten. Wir nutzen dabei alle Mittel, die wir zur Verfügung haben, um sie (die Algerier) sicherer zu machen, uns sicherer zu machen und die Welt sicherer zu machen."

Großbritannien hat eigene Interessen in Algerien. Das besetzte Gasfeld In Amenas wird vom britischen Energiekonzern BP gemeinsam mit der norwegischen Statoil und dem algerischen Staatskonzern Sonatrach betrieben. BP ist nach eigenen Angaben einer der größten ausländischen Investoren in Algerien und mit den gleichen Partnern auch auf einem zweiten Gasfeld, In Salah, aktiv. Auch der niederländisch-britische Konzern Shell ist in Algerien aktiv und will zukünftig Schiefergas in Nordafrika fördern. (APA, 30.1.2013)