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Mars-Aufenthalte hatte das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) bereits zuvor - wie hier in der spanischen Halbwüstengegend Rio Tinto - simuliert. Die "Marokko Mars Simulation 2013" ist allerdings die bisher größte Mission des ÖWF.

Foto: APA/ÖWF/PAUL SANTEK

Wien/Rabat - Ein Konvoi aus Ärzten, Wissenschaftern, Technikern und Testern reist derzeit, eskortiert von der marokkanischen Gendarmerie Royale, mit zwei Tonnen Ausrüstung von der Meeresküste über das Atlasgebirge und dann querfeldein in die nördliche Sahara; in ein Gebiet, das man ausgesucht hat, weil es einer Marslandschaft möglichst nahe kommt. Im Gepäck befinden sich unter anderem Weltraumanzüge, Mars-Rover, aufblasbare Wohnmodule und allerhand wissenschaftliches Gerät. Mit 1. Februar beginnt hier die vom Österreichischen Weltraumforum (ÖWF) geleitete vierwöchige "Marokko Mars Simulation 2013" (Mars2013).

Über ein Jahr habe man sich penibelst auf die Mission vorbereitet, die man mit Forschern aus ganz Europa, der US-Weltraumorganisation NASA und der neuseeländischen KiwiSpace Foundation in der Wüste durchführen wird, so Alexander Soucek vom ÖWF. Zweck der Übung sei es, Geräte und Arbeitsabläufe für künftige bemannte Marsmissionen zu testen und dazu beizutragen, dass sie wissenschaftlich brauchbare Daten liefern.

Das ÖWF will in der Sahara unter anderem herausfinden, wie sehr seine Raumanzugs-Prototypen die Beweglichkeit und Fingerfertigkeit von Astronauten einschränken, und wie man damit auf unsicherem Terrain und mit kleinen technischen Geräten zurechtkommt. Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck beobachten dabei die objektive und die empfundene Belastung der Anzugstester. Die Technik eines schweizerischen Zentrums soll dafür sorgen, dass medizinische Daten wie Puls, Atmung, Körperhaltung und -Temperatur direkt an die Zentrale, das Mission Support Center in Innsbruck gefunkt werden. Eine Gruppe der Medizinischen Universität Graz untersucht bei der Simulation die körperlichen Auswirkungen von Isolation, eingeengter Umgebung und anderer widriger Umstände.

Erkundungsgefährte, Rover und aufblasbare Wohnmodule

Die NASA wird ausprobieren, wie man bei einer Probenentnahme Mars-Material von irdischen Verunreinigungen unterscheiden kann, russische und britische Forscher prüfen Methoden, mit denen man Wasser beziehungsweise Methangas auf dem Mars nachweisen könnte. Verschiedene Erkundungsgefährte und Rover sollen ebenso unter möglichst Mars-ähnlichen Bedingungen zum Einsatz kommen, wie aufblasbare Wohnmodule und Notfallunterkünfte, die an der Technischen Universität Wien entwickelt wurden. Insgesamt hat das ÖWF nach eigenen Angaben aus zahlreichen internationalen Einreichungen vierzehn Experimente aus zehn Ländern ausgewählt, die an der Feldsimulation in Marokko teilnehmen können.

Geleitet wird die Mission aus Innsbruck, wo rund um die Uhr zwanzig Personen die sechzehnköpfige Feldcrew unterstützen, anweisen und ihre wissenschaftlichen Daten prüfen. Hier wird der Gesamtverantwortliche (Flugdirektor) sitzen, eine Rolle, die Soucek für die ersten zweieinhalb Wochen übernehmen wird, außerdem etwa das sogenannte Flugkontrollteam, weitere Ärzte und Wissenschafter.

Allerdings wird auch simuliert, dass die Leitung zwischen Mars und Erde ausfällt, wobei eine zweite Marscrew, die sich auf der anderen Seite des Planeten befindet, die Koordination der bereits laufenden Experimente übernehmen soll. Eine solche wird "Kiwispace" in Neuseeland mimen.

Größte ÖWF-Mission bisher

Die meisten Beteiligten nehmen sich für die Mission extra ein bis vier Wochen Urlaub, sagte Soucek, der "im wirklichen Leben" bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Rom arbeitet. Um die Kosten für das Projekt so niedrig wie möglich zu halten, hätte auch jeder Teilnehmer der Feldcrew selbst in die Tasche gegriffen und ein Ticket nach Marokko und einen Thermoschlafsack gekauft, sowie Geld für die Verpflegung gespendet, erklärte er. Ansonsten würde das Projekt aus Eigenmitteln des ÖWF und von Industriesponsoren finanziert, die einzelnen Experimente von den beteiligten Institutionen ausgestattet.

Für das ÖWF, das etwa schon in den Dachsteinhöhlen für Marserkundungen getestet hat, sei die Simulation in der Sahara die größte Mission bisher, in ganz Europa und Afrika habe es noch nichts Vergleichbares gegeben. Das ÖWF habe in den vergangenen Jahren eine Nische besetzen können und sich in der "Raumfahrt auf der Erde" etabliert, so Soucek.

Ernst würde es aber erst, wenn die Mars-Feldsimulation am 11. Februar mit dem Übergang in den Isolationsmodus offiziell gestartet wird. Zu diesem Zeitpunkt wird vom ÖWF in Innsbruck eine Pressekonferenz veranstaltet. Ab dann wird bei der Kommunikation von der Zentrale in die Wüste eine etwa zehnminütige Zeitverzögerung simuliert, die eine Nachricht von der Erde bis zum Mars und umgekehrt brauchen würde. Bis dahin müssen sämtliche Stationen und Infrastrukturen "von der Satellitenantenne bis zum Campingklo" aufgestellt werden und sicher funktionieren, so Soucek: "Im Moment ist alles im grünen Bereich". Doch man würde im Lauf der Wochen wohl auch da oder dort ein rotes Licht flackern sehen, meinte er. (APA, 31.01.2013)