Bild nicht mehr verfügbar.

Das historische Stadiongelände der Hohen Warte (hier vor der Sanierung 2005) zu erhalten ist für die Vienna ein heftiger Fixposten im Budget.

Foto: APA/Troescher

Die Naturarena soll auch nach einem finanziell wichtigen Bauprojekt ihre Idylle großteils behalten. Im rot markierten Bereich soll ein Wellness-Center entstehen.

Foto: Niko Ostermann

Alleine die Wasserkosten seien gewaltig, sagt Vienna-Präsident Herbert Dvoracek. 75.000 Euro an Trinkwasser spritzt man auf der Hohen Warte jährlich auf Fußball- und Tennisplätze. Die Erhaltung des Stadionareals ist für die Vienna eine der schwierigsten wirtschaftlichen Aufgaben. Das 65.000 Quadratmeter große Areal verschlingt bis zu 400.000 Euro im Jahr - und damit ziemlich genau die Einnahmen aus den TV-Verträgen.

Dabei ist der Klub eigentlich nur Unter-Untermieter. Die Hohe Warte gehört der Stadt Wien, die sie für 80 Jahre - laut Rechnungshof zu günstig - an eine Nationalbank-Tochter namens IG Immobilien verpachtet hat. Und die vermietet sie wiederum an die Vienna, die für die gesamte Erhaltung außer jener des Tribünendachs zuständig ist. 

Vizepräsident Christian Bodizs war Manager, als dieser Vertrag abgeschlossen wurde. Er sagt, er sei nicht in die Verhandlungen eingebunden gewesen. Die habe das Präsidium unter dem damaligen Präsidenten Adolf Wala geführt. Man habe sich viel von dem Deal versprochen: "Letztendlich hat sich das als nicht richtig herausgestellt."

Zur Kostenreduzierung wünscht Bodizs sich im Stadion einen Kunstrasenplatz. Der würde Wasserkosten sparen und könnte zudem das ganze Jahr bespielt und zwischendurch vermietet werden. Die Investition müsste freilich der Eigentümer tätigen.

Saniertes Kultstadion, aber keine moderne Arena

Dass der Hohen Warte abgesehen von einer beschaulichen Atmosphäre der moderne Glanz fehlt, den sich viele Zuseher heute erwarten, weiß Bodizs auch. Unter anderem deshalb komme die Vienna trotz großer Tradition, geschätzter Fankultur und Hauptstadtlage derzeit nicht über den Zuschauerschnitt des Zweitliga-Konkurrenten SV Horn hinaus (je 1.600). Dabei wurde die Anlage 2005 von der IG Immobilien binnen sechs Monaten "komplett saniert", wie es damals von der Stadt frohlockend hieß. 

Präsident Dvoracek hält das Areal derzeit für einen Wettbewerbsnachteil. Andere Zweitligavereine, gerade in ländlicheren Gegenden wie Hartberg, würden für ihre Stadien nichts zahlen, die Wiener enorm viel: "Ohne Zuschuss ist das für einen Verein auf lange Sicht nicht finanzierbar."

Eine Abwanderung von der Hohen Warte, die am heutigen Platz seit über 90 Jahren Heimat der Vienna ist, schließt Dvoracek aus. Vergangenes Jahr brachte Ex-Manager Lorenz Kirchschlager aber den Vorschlag eines neuen gemeinsamen Stadions für kleinere Sportvereine wie die Vienna, den Wiener Sportklub und die Vienna Vikings ins Gerede. Dagegen hätte Bodizs zwar nichts ("Ich fände das gescheit"), aber Gespräche in dieser Richtung gibt es derzeit nicht.

"Extrem wichtig": Projekt Aspria

Schon einmal versuchten die Verantwortlichen, Geld aus dem großteils ungenützten Areal zu lukrieren. Ein von der "Krone" ungewünschtes Immobilienprojekt wurde vor der vergangenen Wien-Wahl aber durch ein spontanes politisches Umdenken gestoppt. Die Vienna fiel laut eigenen Angaben um insgesamt 1,4 Millionen Euro um.

Das Nachfolgeprojekt, ein Wellness-Center der britischen Aspria-Gruppe, soll ohnehin nachhaltiger sein. Um bis zu 300.000 Euro im Jahr will man damit die Erhaltungskosten senken, zudem einmalig 1,2 Millionen Euro in die Hand bekommen. Das würde die budgetäre Situation langfristig drastisch verbessern und die immer noch bestehenden Schulden der Vergangenheit tilgen. Ob der Deal deshalb existenziell wichtig für die Vienna ist? "Extrem wichtig", sagt Dvoracek.

Verzögerung durch Aspria-Umdenken

Der Handel harrt allerdings schon länger seiner Umsetzung. Ursprünglich wollte man bereits im Sommer 2012 unterschreiben. Seit einem Infoabend im Juli warten Vereinsmitglieder und Öffentlichkeit aber auf neue Informationen. Dementsprechend skeptisch ist in Fan-Foren mittlerweile die Stimmung.

Dvoracek erklärt die Verzögerung so: Die Aspria wollte das Center zuerst selbst bauen, schwenkte kurz vor Vertragsabschluss aber auf eine Mietvariante um. Seit etwa zwei Monaten suche die Vienna nun nach Investoren für den Bau. Bis zum Sommer soll alles unter Dach und Fach sein. Erste Vorschusszahlungen seien bereits eingetroffen. Sie waren auch im Budget vermerkt.

"Das Projekt halte ich für extrem positiv für den Bezirk, für Wien und für den Verein", wirbt Dvoracek. Er will die Hohe Warte beleben, neben Tennis-, Fußball-, Football- und Rugby-Spielen: "Jetzt sag ich etwas ganz Gemeines: Ein solches Grundstück ist für zweimal im Monat Fußballspielen eigentlich Verschwendung, nicht nur finanziell."

Tennis soll bleiben

Das Wellness-Zentrum soll vor allem auf dem Gebiet der Tennissektion des Vereins entstehen. Die Befürchtungen, diese würde dadurch abgeschafft, will der Präsident zerstreuen: "Man wird immer auf der Hohen Warte Tennis spielen können." Der Verein bleibe bestehen, nur die Abwicklung würde die Aspria übernehmen. Zudem verspricht er sich, dass die bisher defizitäre Sektion dann endlich aus dem Minus kommt.

Dass durch die Verbauung das Flair der Hohen Warte als Naturstadion verloren geht, sei ebenfalls nicht geplant. Die Entwürfe könne man bis zur Fixierung des Deals noch nicht herzeigen. Sie sollen aber weiterhin viel Grün auf der Naturtribüne vorsehen. (Tom Schaffer, derStandard.at, 7.2.2013)

Das "Dossier Vienna" auf derStandard.at: