Rom - Die Ermittlungen in dem Skandal um die italienische Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena ziehen immer weitere Kreise. Ein Gericht in Rom lud am Donnerstag Vertreter der Notenbank vor, um sie zur staatlichen Rettungsaktion für die älteste Bank der Welt zu befragen. Zudem erklärte die Staatsanwaltschaft in Rom, das Institut genauer unter die Lupe zu nehmen und eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation zu eröffnen. Einen zusätzlichen Nackenschlag erhielt das Geldhaus von der Rating-Agentur Standard & Poor's, die die Bonitätsbewertung noch tiefer in den "Ramsch"-Bereich senkte.

Monte dei Paschi hat durch komplexe Derivategeschäfte Verluste von etwa 720 Millionen Euro angehäuft. Im Fokus steht zudem der neun Milliarden Euro schwere Kauf des Rivalen Banca Antonveneta 2007 - kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Der Preis gilt als deutlich zu hoch. Die Zukunft der vom Staat gestützten Bank ist ungewiss.

Vorwurf: Aufsicht hat versagt

Das römische Gericht will Notenbank-Vizechef Fabrizio Saccomanni und den für die Bankenaufsicht zuständigen Luigi Federico Signorini befragen. Die Notenbank erklärte jedoch, die beiden würden nicht selbst an der Anhörung teilnehmen sondern lediglich ein vertretender Anwalt. Die italienische Notenbank sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, bei der Aufsicht der Bank versagt zu haben. Pikanterweise war der jetzige EZB-Chef Mario Draghi in der fraglichen Zeit Chef der italienischen Notenbank. Außerdem steht die Rolle der Banca d'Italia bei der jüngsten Einfädelung eines staatlichen Rettungskredites über 3,9 Milliarden Euro in der Kritik.

Draghi wird nach Ansicht von Kritikern nicht umhinkommen, Versäumnisse jener Aufsicht einzuräumen, deren Chef er von 2006 bis zu seinem Wechsel an die EZB-Spitze in Frankfurt im November 2011 war. Der Skandal ist für die EZB besonders heikel, weil sie so bald wie möglich die Aufsicht über die großen Banken der Eurozone übernehmen soll. (APA, 1.2.2013)