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Demonstrationszug in der Mariahilferstraße.

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Andreas Mölzer beim Eintreffen am Akademikerball.

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Wien - Etwas mehr als 3.000 Menschen haben Freitagabend gegen den Akademikerball der FPÖ-Wien demonstriert. Mehrere Demonstrationszüge waren von unterschiedlichen Punkten in der Stadt in Richtung Innenstadt gezogen und hatten versucht, die Ballbesucher am Zugang zu behindern. Mehrere Hundert Polizisten sicherten die Wege dorthin. Im Laufe des Abends gab es bei Zwischenfällen abseits der Demonstrationen neun Festnahmen, vier Personen erlitten leichte Verletzungen.

Rund 1.200 Demonstranten hatten sich in der Nähe des Wiener Westbahnhofs in Richtung Hofburg bewegt, von der Universität Wien kamen 1.300. Am Heldenplatz hatte zudem das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" eine Veranstaltung mit Lesungen abgehalten, bei der sich laut Polizei rund 400 Personen eingefunden hatten. Bei den Demonstrationszügen wurden Parolen wie "Nazis raus" gerufen.

Nach den Demonstrationen gab es noch spontane Sitzblockaden in der Wiener Innenstadt, um Zugänge und Zufahrten zum Akademikerball zu behindern.

Das sagen die DemonstrantInnen

Die Demos selbst, die im Vorfeld von der Polizei als "allgemeine Gefahr für Leben und Gesundheit" eingeschätzt worden waren, und eine Mahnwache auf dem Heldenplatz verliefen ohne Zwischenfälle. Wohl auch deswegen, weil die Zahl der Teilnehmer weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Mehr als 1000 Polizisten und zwei Hubschrauber waren im Einsatz.

Die Polizei sicherte die Zugänge für die Ballbesucher zur Hofburg, in der sich Anhänger der freiheitlichen Partei sowie Burschenschafter nach und nach einfanden. Der Vorwurf der Gegner der Veranstaltung: Es würde sich dabei um nichts anderes als die Fortsetzung des bereits in den vergangenen Jahren heftig bekämpften Balls des Wiener Korporationsringes (WKR) handeln. Bei diesem sollen sich Jahr für Jahr auch Rechtsextreme eingefunden haben.

Neun Festnahmen und vier Leichtverletzte

Vereinzelte Zwischenfälle gab es abseits der Demorouten. Farbbeutel und Pfefferspray wurden gegen Ballbesucher und Beamte eingesetzt. Die Polizei sprach in einer ersten Aussendung von zwei verletzten Polizisten und zwei verletzten Ballgästen. Nicht nur Ballbesucher, auch Demonstranten wurden im Zuge der Protestkundgebung verletzt.

Um 24.00 Uhr gab es ein "ruhiges Straßenbild", teilte die Landespolizeidirektion Wien wenig später in einer Aussendung mit. Es gab neun Festnahmen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie Hunderte Anzeigen und Identitätsfeststellungen. 

FPÖ kritisiert "völliges Versagen der Polizeiführung"

Die Wiener FPÖ kritisiert das "völlige Versagen der Polizeiführung" beim Wiener "Akademikerball". Laut Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein wurden Dutzende Ballbesucher durch Stein- und Flaschenwürfe von Demonstranten verletzt - darunter auch der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. Der sei vor der Oper von einem Wurfgeschoß getroffen worden und habe eine Platzwunde am Kopf erlitten, sagte ein Parteisprecher.

Dass Mölzer, wie von der FPÖ in einer Presseaussendung behauptet, "schwer" verletzt worden wäre, wies die Wiener Polizei allerdings zurück. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde der Abgeordnete am Weg zum Ball beim Albertinaplatz "von einem Farbbeutel getroffen und ist dann weitergegangen".

Mölzer "hart im Nehmen"

Entwarnung konnte schließlich FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky geben. "Ich kann - Gott sei Dank - das im Internet mit Schadenfreude verbreitete Gerücht über das Ableben von Andreas Mölzer dementieren. Er wurde von Wurfgeschoßen getroffen, ist aber hart im Nehmen und durchaus in der Lage, diesen eleganten Ball noch hinreichend zu genießen", sagte Vilimsky am späten Freitagabend. Mölzer selbst hatte via Twitter erklärt, er habe "Angst um Leib und Leben" gehabt.

Für Polizeipräsident Gerhard Pürstl ist die Kritik unverständlich. Wer bei einem Polizeieinsatz dieser Größenordnung wegen vier leichtverletzten Personen von einem "Versagen der Wiener Polizeiführung" spreche, dem fehle jeder Sachverstand auf dem Gebiet polizeilicher Strategien. Pürstl erinnerte die FPÖ außerdem daran, dass die Ballveranstaltung (früher "WKR-Ball") seit Jahren schwere Proteste auslöse und überhaupt nur dank der Einsätze der Wiener Polizei stattfinden könne.

Die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) kritisierten hingegen, dass "sich friedliche DemonstrantInnen von aggressiven Ballgästen attackieren lassen" hätten müssen. Laut GRAS-Aktivistin Antonia Fa verletzte eine Ballbesucherin Protestierende mit einem Pfefferspray. Außerdem habe die Polizei "zu späterer Stunde an manchen Orten massive Gewalt angewandt". Der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl widersprach dem. Gemäß Pürstl handelte es sich um einen "besonnenen und bestens geordneten Einsatz".

Strache nicht bei Ball

Unter den diesjährigen Ballbesuchern - laut Polizei 780 Ballgäste -  befanden sich etwa der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) sowie der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache war im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht zugegen, er befand sich offiziell im Urlaub.(red/APA, 1.2.2013)