Feldkirch - Die beiden mutmaßlichen Täter von Batschuns sind wieder auf freiem Fuß. Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft sah das Gericht keinen Grund, die 21 und 24 Jahre alten Männer wegen der versuchten Brandstiftung von Sonntagnacht in Untersuchungshaft zu nehmen.

Für Harald Walser, Nationalratsabgeordneter der Grünen, verdichten sich die Hinweise, dass der ältere der beiden Männer Kontakt zu einer neuen rechtsextremen Organisation hatte. Auf der grünnahen Website stopptdierechten.at wird die "Nationale Aktion Vorarlberg", die Verbindungen zum "Freien Netz Süd" in Bayern habe, genannt. Aktivitäten der Neonazis waren bisher Flugblattaktionen pro Wehrpflicht und ein Heldengedenken im "ostmärkischen Hohenems". Der Verfassungsschutz kenne die Website seit Ende November, heißt es aus der Landespolizeidirektion Vorarlberg. Die Seite wird dort als "rechtsideologisierte Homepage" eingestuft und steht unter Beobachtung. Auskunft zu den Hintermännern gebe man keine.

Kein Zusammenhang für Polizei

Einen Zusammenhang mit der Tat in Batschuns sehe man nicht, sagt Polizeisprecherin Susanne Dilp: "Die Polizei bleibt dabei: Es gibt derzeit keine Hinweise auf eine Organisation im Hintergrund." Zweckdienliche Hinweise nehme man aber gerne entgegen.

Harald Walser sieht "viele offene Fragen". Beispielsweise, ob andere Teilnehmer der Geburtstagsparty, von der aus die beiden (betrunkenen) Männer Benzin für den Anschlag geholt hatten und zu der sie nach der Tat wieder zurückkehrten, auf rechtsextreme Kontakte überprüft wurden. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es aus Staatsanwaltschaft und Polizei.

In einer ersten Reaktion auf den Anschlag hatte der Bürgermeister von Zwischenwasser/Batschuns, Josef Mathis (VP) zum Standard gesagt, in seiner Gemeinde gebe es keine Rechtsextremen. "Ich hab' nicht genau genug hingeschaut", gibt sich Mathis nun selbstkritisch. Das Aussehen des 24-Jährigen habe auf seine Gesinnung hingewiesen, "aber wir haben nicht realisiert, dass er ganz rechts gelandet ist." Nachsatz: "Wir hätten mit ihm reden müssen." Eine "bsoffene Gschicht", ist die versuchte Brandstiftung für den Bürgermeister nicht: "Dass sie am Holocaustgedenktag geschah, deutet daraufhin, dass sie geplant war."

Ratlosigkeit im Dorf

Im Bergdorf Batschuns ist man ratlos, wie man mit der Situation umgehen soll, dass Söhne angesehener Bauernfamilien versucht haben, das Flüchtlingshaus der Caritas in Brand zu stecken. Man wolle keine Kluft der Ablehnung entstehen lassen, steht in einem offenen Brief von Bürgermeister, Pfarrer und Caritas. Die Familien der beiden Männer bräuchten nun Unterstützung.

Medieninteresse ist in der Gemeinde nicht erwünscht. Es sei schon genug Unwahres berichtet worden, wird einem beschieden. Fünf Tage nach der "verabscheuungswürdigen Tat" (eine Bekannte der Männer) ist Batschuns ein Dorf der Namenlosen. Nein, man wolle sich nicht in der Zeitung äußern, heißt es aus den Vereinen, in denen die beiden Männer seit Jahren Mitglieder sind. Man wisse nicht wie man mit der Situation umgehen solle, sei verzweifelt und überfordert.

Ja, man habe weggeschaut, sagt eine engagierte Frau aus der Pfarrgemeinde. Man habe gesehen, welcher Gesinnung der Mann anhänge. Und man wisse auch, dass es noch mehr Rechtsextreme in der Gemeinde gebe. "Aber was sollen wir tun?" Sitzungen, Versammlungen wird es geben, sagt der Bürgermeister. Da wird man dann auch über einen Entschuldigungsbrief der Täter reden, "denen alles sehr leidtut". (Jutta Berger, DER STANDARD, 2./3.2.2012)