Im März beendet Sony die Produktion von MD-Abspielgeräten.

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1992 führte Sony das MiniDisc-Format ein. Im kommenden März, rund 21 Jahre später, nimmt der Konzern Abschied vom kleinen Bruder der Musik-CD. Dann werden die letzten Stereosysteme ausgeliefert, die mit dem Format umgehen können.

Kassetten-Nachfolger

Ziel von Sony war es damals gewesen, der CD mit einem kleineren, störungsfreieren Medium den Kampf anzusagen und einen tauglichen Nachfolger für die aus der Mode kommenden Audiokassetten zu bieten. Die in ein Gehäuse verpackte, magneto-optische Scheibe mit 64 Millimeter Durchmesser war wiederbeschreibbar. Trotz ihrer Größe konnten auf einer MiniDisc 74, später 80 Minuten an digitaler Musik gespeichert werden - gleich viel wie auf einer CD. Das später eingeführte Longplay-Format erlaubte - mit geringerer Qualität - die Speicherung von bis zu 320 Minuten an Musik.

"Psycho-akustische" Komprimierung

Möglich machte dies der ATRAC-Codec (Adaptive Transform Acoustic Codec). Sony beschreibt ATRAC als ein "psycho-akustisches" Komprimierungsverfahren, bei welchem Tonsignale reduziert werden, die ohnehin nicht hörbar gewesen wären. Eine CD ist im Vergleich mit einem unkomprimierten 16-Bit-Signal bespielt. Erst mit der Einführung der "High Quality MiniDisc" (Hi-MD) 2004 konnte man gleichziehen.

Erschütterungsfest

Ein erheblicher Vorteil gegenüber früher, mobiler CD-Player war das Anti-Skip-Feature. MiniDisc-Player waren von Anfang an mit einem Buffer-Speicher ausgestattet, der ihnen bei Erschütterungen die Neupositionierung des Lesekopfes erlaubte, ohne dass die Wiedergabe unterbrochen wurde. Sony versprach, dass Aufnahmen auf dem Datenträger für wenigstens 30 Jahre lang Bestand haben würden. Ein Problem für die Scheiben war allerdings Magnetismus. Führte man einen Magneten zu nahe an eine Disc heran, wurden Aufnahmen gelöscht.

Nur in Japan erfolgreich

Zu größerer Popularität schaffte es die MiniDisc nur in Japan, obwohl Sony die Technologie auch an andere Hersteller wie JVC oder Pioneer lizenzieren konnte, die mit eigenen Playern auf den Markt vorstießen. Die Adoption seitens der User verlief von Beginn an eher schleppend, da im Vergleich zur CD nur relativ wenige bekannte Alben in dem Format zur Verfügung standen und die Abspielgeräte sehr teuer waren.

Außerhalb des Landes verschwand Sonys Erfindung mit der Einführung wiederbeschreibbarer CDs und dem Aufstieg der MP3-Player endgültig in der Versenkung. Daran änderten auch massive Preisreduktionen für die Player und aufwendige Marketingkampagnen nichts. Auch in Japan selbst ging es nach der Jahrtausendwende infolge des einsetzenden, technologischen Umbruchs schnell bergab. Seit Jahren handelt es sich um einen immer kleiner werdenden Nischenmarkt

Abschied auf Raten

Die "MD Data", eine MiniDisc für Datenspeicherung, die Sony 1993 einführte, konnte sich von Beginn an nicht durchsetzen, auch weil sie inkompatibel zu Audio-MiniDiscs war. Player wird Sony keine mehr herstellen, die Scheiben selbst gehen aber noch nicht außer Produktion.

Der Abschied ist freilich nicht überraschend. Schon vor zwei Jahren hatte Sony die Herstellung portabler MD-Player eingestellt. (red, derStandard.at, 4.2.2013)