Wer ist der beliebteste Unternehmenskapitän? Laut Forbes Steven Jobs von Apple - in der Kategorie Technologie. Beliebtheit ist sicher nicht das Hauptziel des Managements - trotzdem muss man sich gerade in stark mitarbeitergeprägten Branchen wie der Software-Industrie fragen, was aus Sicht der Toptalente einen guten CEO ausmacht.

Vorbei ist die Zeit der mechanistischen Unternehmensführung, die zwar das legendäre "T-Modell" von Ford hervorbrachte, als Managementmodell heute aber ausgedient hat. Je größer und komplizierter die Firma, je eigenständiger und anspruchsvoller die Menschen, je vernetzter und volatiler die Wirtschaft, umso mehr nimmt der Manager die Rolle eines "großen Dirigenten" ein.

Dieser Dirigent hat allerdings eine paradoxe Aufgabe vor sich: Er muss eine Organisation schaffen, die ebenso effizient wie innovativ ist; die durch Routinen stabilisiert trotzdem flexibel reagiert; die Kapitalrendite und Mitarbeiterzufriedenheit gleichermaßen steigert. Ein Balanceakt, den kein noch so ausgefeiltes Kontrollsystem, sondern nur motivierte, auf ein gemeinsames Ziel hin eingeschworene Menschen schaffen. Sie machen das zukunftsfähige Unternehmen aus.

"Wer führt, muss nicht managen"

Jack Welch, Management-Ikone des 20. Jahrhunderts, hat sein Credo in einem seiner Buchtitel formuliert: "Wer führt, muss nicht managen": klare Ziele setzen, jeden einzelnen Mitarbeiter in die Veränderungen einbeziehen und eine starke Kultur des Voneinander-Lernens aufbauen. Im Ergebnis entsteht ein lebendiges Netzwerk, welches das Verhalten der Mitarbeiter positiv unterstützt und nicht wie ein Korsett einengt. Führung bedeutet dann nicht dirigieren, sondern Themen initiieren - und den Menschen genug Raum lassen zu improvisieren. Ein guter CEO hat vielleicht mehr mit einem guten Jazzmusiker wie Duke Ellington gemeinsam als mit einem Dirigenten eines Symphonieorchesters: Er gibt Ideen statt Vorschriften: Ellington komponierte quasi im Spiel. Wenn er eine Idee hatte, schlug er ein paar Takte vor - und verließ sich dann auf seine Musiker, um das Stück weiterzuentwickeln. Manche waren nur kurz dabei, andere Jahrzehnte, allesamt waren sie exzellente Instrumentalisten - "Experten", die sich bekanntlich dann besonders wohl fühlen, wenn sie Anerkennung, Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten bekommen.

Er unterstützt, statt zu überwachen: Wer Autorität hat, braucht nicht autoritär zu sein. Anders als der Dirigent, der auf dem Podium vor seinem Orchester steht, spielt im Jazz der Leader mit.

Er schafft gemeinsam eine kreative Atmosphäre: Während das Publikum im Konzertsaal auf Distanz bleibt, braucht Jazz Nähe und fühlbaren Kontakt zum Publikum. Jazz ist live am besten. Unternehmensführung ist nah am Mitarbeiter und Kunden am effektivsten. Wie Musik ist Führung eine Kunst. Und wie geniale Musik lässt sich gute Führung nicht auf drei, vier oder sieben Eigenschaften reduzieren. Es bleibt ein Rest und ein Geheimnis. Von Gustav Mahler ist die Bemerkung überliefert: "Das Wichtigste an der Musik steht nicht in den Noten." So ist es auch mit der Führung: Das Wichtigste lernt man nicht auf der Business School.

Nachlese

-> Erfolg=Wissen mal Fähigkeiten -> Wozu braucht man Berater? -> Veränderungs-Dilemma -> Ein Plädoyer für Strategie -> Wenn Manager autistisch werden -> Sag mir, wo die Frauen sind ... -> Ich google - Sie auch? -> Die Demokratisierung des Luxus -> Abschied von der AG? -> Die Geheimnisse des Phoenix -> Siegen à la Alinghi -> Anleitung zum Glücklichsein -> Die Suche nach dem Mehr -> Lust auf Leistung -> Eine doppelte Melange -> Sei willkommen Krise? -> "Denk' ich an Deutschland..." -> Gegen die Endzeit-Stimmung