Das Projekt Adonis wird rebootet.

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Wien - Im Innenministerium findet am Dienstag eine neue Gesprächsrunde zum Behördenfunknetz Adonis statt. Eingeladen sind Vertreter des Roten Kreuzes, Bundesheeres, Feuerwehrverbandes, Malteser Hilfsdienstes und des Landes Tirol, sagte heute der technische Projektleiter im Innenministerium, Manfred Blaha, zur APA. Konkrete Ergebnisse seien nicht zu erwarten, laut Blaha gehe es in erster Linie um das "Ausloten aller Optionen".

Erst wenn alle Fakten gesichtet seien, werde man auch Kontakt zu Unternehmen aufnehmen. Vor wenigen Tagen hatte der finnische Handyhersteller Nokia angekündigt, sich um den Adonis-Auftrag zu bewerben. Zu Nokia und auch zu master-talk, das ursprünglich den Betreiberauftrag für das Adonis-Netz erhalten hatte, gäbe es derzeit "wenig Kontakt".

Der größte Handlungsbedarf besteht laut Blaha in Tirol, wo Adonis bereits seit April im Probebetrieb lief und wo im Gegensatz zu anderen Ländern nichts mehr in eigene Funknetze investiert wurde. Die Tiroler überlegen nun möglichst schnell eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Bis Ende des Jahres könnte dann die Auftragsvergabe erfolgen.

Tiroler "Insellösung"

Sollte Tirol auf eine eigene Funklösung setzen, dann wäre dies ein schwerer Rückschlag für ein bundesweites Adonis-Netz. Sogenannte "Insellösungen" treiben die Kosten pro Nutzer in die Höhe, eine Adaption einer Länderlösung auf ein bundeseinheitliches System ist laut dem Sicherheitsbeauftragten der burgenländischen Landesregierung, Ernst Böcskör, "nur schwer machbar" und würde hohe Kosten verursachen.

Dem Auftrag an Mastertalk zufolge sollte ein digitales Teilnetz heuer im September für Niederösterreich und bis Anfang 2004 für Tirol und das Burgenland in Betrieb gehen. Für das Jahr 2005 war die bundesweite Fertigstellung geplant.

SPÖ kündigt "parlamentarisches Nachspiel" an

Die Opposition verstärkt ihre Angriffe auf Innenminister Ernst Strasser (V) im Zusammenhang mit den Problemen rund um das Behördenfunknetz Adonis. SPÖ-Sicherheitssprecher Rudolf Parnigoni wirft Strasser "Missmanagement" vor und kündigt ein "parlamentarisches Nachspiel" an. Die SPÖ werde sich sehr genau anschauen, welche Kosten das "Adonis-Desaster" für die Steuerzahler verursacht hat, so Parnigoni heute, Montag, in einer Presseaussendung.

"Missmanagement, unnötige Verzögerungen und schlechte Koordination des Innenministers haben einen großen Schaden angerichtet. Nicht nur, dass das Projekt wieder bei Null steht, sind auch enorme Summen verschwendet worden - ganz abgesehen von der angekündigten 100-Millionen-Euro-Klage", so Parnigoni. (APA)