Sieht aus wie das iPhone 5, ist aber keins: Das GooPhone i5.

Foto: GizChina

Selbst den Lightning-Connector hat der in Hongkong ansässige Hersteller nachgebaut.

Foto: GizChina

Auch das Android-Betriebssystem erweckt den Eindruck, iOS zu sein.

Foto: GizChina

Wenig Freude macht die Kamera.

Foto: GizChina

Noch im Sommer hatte der in Hongkong ansässige Telefonhersteller GooPhone für Aufregung gesorgt. Das Unternehmen präsentierte damals das GooPhone i5, der ein ausgefeilter Klon des damals noch nicht bestätigten iPhone 5 werden sollte. Man ging sogar soweit, Apple öffentlichkeitswirksam mit Klage zu drohen, sollte der US-Konzern sein jüngstes Smartphone nach China bringen.

Mittlerweile sind einige Monate ins Land gezogen und der Release des GooPhone i5 ließt auf sich warten. Zum Weihnachtsgeschäft schließlich war es dann soweit, und das Gerät ging in den Handel. GizChina hat es genauer unter die Lupe genommen.

Detailgetreue Kopie

Äußerlich ist das Gerät tatsächlich eine beeindruckend detailgetreue Kopie des Apple-Produkts. Wäre auf der Rückseite nicht das GooPhone-Logo zu lesen, wäre es schwer, Vorlage und Klon auf optisch voneinander zu unterscheiden. Im Gegensatz zu anderen Nachbauten ist dieses dem Original in puncto Materialqualität und Verarbeitung als ebenbürtig anzusehen. Selbst das Gewicht entspricht beinahe dem Vorbild, mit 112 Gramm ist das echte iPhone um nur vier Gramm schwerer.

Die Anschlüsse und Komponenten sind an den gleichen Stellen angebracht. Selbst der Lightning-Port wurde nachgebaut. Während das iPhone 5 nach einer nanoSIM-Karte verlangt, verwendet GooPhone beim i5 die etwas Größere microSIM.

Unterlegene Hardware

Deutliche Unterschiede tun sich im Innenleben auf. Im iPhone 5 arbeitet ein A6-Dualcore (ein eigenes Chipdesign von Apple) mit einem GB RAM und einer PowerVR SGXMP3. Ursprünglich hatte GooPhone für das i5 eine Quadcore-CPU versprochen, letztlich griff man aber zur MTK6577-Dualcore-Plattform von MediaTek. Deren Prozessor (1 GHz) ist dem Rechenknecht im iPhone leistungsmäßig unterlegen, auch der angegraute SG531-Grafikchip ist wesentlich schwächer.

Das GooPhone verfügt über einen GB RAM und 32 GB Speicher für Apps und Inhalte. Einen microSD-Slot gibt es nicht. Das Gerät unterstützt mobiles Breitband nach 3G-Standard und beherrscht auch WLAN, Bluetooth und GPS. Der Akku liefert 1.522 mAh.

Weniger anspruchsvolle 3D-Games und Spiele wie Angry Birds laufen problemlos. Mehr Anspruch in Sachen Gaming erfüllt die Hardware-Plattform nicht. 1080p-Videos können flüssig abgespielt werden, die Qualität der Wiedergabe hängt im Einzelfall aber von Codec und Komprimierung ab. In Benchmarks liegt das Hongkong-iPhone knapp hinter dem Samsung Galaxy Nexus.

Guter Bildschirm mit leichten Schwächen

In Sachen Display-Auflösung unterscheiden sich beide Geräte ebenfalls, jedoch nur geringfügig. Das iPhone 5 bietet mit 1.136 x 640 Pixel eine etwas höhere Pixeldichte auf vier Zoll als der im Klon verwendete QHD-Standard (960 x 540). Immerhin, die Farbdarstellung ist von guter Qualität und Inhalte sind auch bei spitzen Blickwinkeln noch zu erkennen.

Die Beleuchtung könnte jedoch leistungsfähiger sein, insbesondere wenn man das Gerät im Sonnenlicht verwendet. Fallweise reagiert der Bildschirm zudem träge auf Eingaben.

iOS-Look zu Lasten der Usability

Das GooPhone verwendet Android 4.0 "Ice-Cream Sandwich" mit heftig umgebauter Oberfläche. Anstelle des bekannten Holo-Interfaces erstrahlt es ganz im Look von iOS 6. Das beinhaltet sogar einzelne Apps, die ihren Vorbildern nachempfunden sind, darunter eine chinesisch sprechende Siri-Kopie. Selbst Screenshots lassen sich auf die gleiche Weise (Einschaltknopf plus Homebutton) erstellen.

Hinter anderen Icons wiederum verbergen sich Links zu den jeweiligen Android-Standardapplikationen. Tippt man "Safari" an, landet man im Stock Browser. Das "App Store"-Icon verfrachtet den User in einen chinesischen Softwaremarktplatz. Der Play Store muss nachinstalliert werden, ansonsten lassen sich Apps auch manuell nachinstallieren.

Eine Reihe von Einstellungsmöglichkeiten und Programmen werden zwar in den Menüs abgebildet, lassen sich aber nicht benutzen, weil es sie auf Android-Systemen nicht gibt. Das iOS-Styling geht damit teilweise zu Lasten der Bedienbarkeit. Dies hat dazu geführt, dass es für das i5 mittlerweile alternative Firmware gibt, die das native Aussehen von Android wiederherstellt.

Flotte Kamera,  mäßige Aufnahmen

Ein zweischneidiges Schwert ist die Kamera. Sie liefert, wie das Vorbild, acht Megapixel, Das Gerät fokussiert sehr schnell und kann auch Bilder in schneller Abfolge aufnehmen, ohne zu hängen. Probleme gibt es jedoch mit Motiven, die weiter weg sind als ein paar Meter. Oft scheint das Telefon dann zwar richtig scharf zu stellen, die Resultate jedoch zeigen etwas anderes.

Aufnahmen naher Motive geraten in durchschnittlicher Qualität. Der LED-Blitz wäre außerordentlich stark, löst aber zur falschen Zeit aus, was dazu führt, dass sich Fotos mit und ohne Blitzlicht kaum unterscheiden.

Videos können mit maximal 640 x 480 Pixel erstellt werden. Eine Enttäuschung, da andere Smartphones mit der gleichen Hardwarebasis zumindest 720p, manche sogar 1.080p unterstützen. Dem iPhone ist man damit jedenfalls unterlegen.

Fazit: Keine Empfehlung

Summa summarum scheint das GooPhone i5 nur für jene empfehlenswert zu sein, die dringend ein Smartphone wollen, das äußerlich dem Original fast aufs Haar gleicht, denen jedoch das Budget für das Apple-Produkt fehlt. Alle anderen werden mit den gegebenen Einschränkungen und Unzulänglichkeiten auf Dauer nicht glücklich werden.

Verschiedene Händler verkaufen das GooPhone i5 für Preise zwischen 200 und 250 Euro. Von einem Eigenimport nach Österreich ist aufgrund rechtlicher Bedenken hinsichtlich eines möglichen Verstoßes (Produktfälschung) allerdings abzuraten. (gpi, derStandard.at 01.03.2013)