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Proteste vor Mursis Präsidentenpalast

Foto: AP/Hamra

Kairo - Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Gegnern der regierenden Islamisten in Ägypten sind am Freitag mehr als 80 Menschen verletzt worden. Vor dem Präsidentenpalast in Kairo, in Alexandria und mehreren Provinzstädten setzte die Polizei Tränengas ein. Einige Demonstranten warfen Steine und Brandbomben.

Die Proteste auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo blieben bis zum Abend friedlich. Die Regierungsgegner riefen "Nieder mit der Herrschaft der Muslimbrüder" und "Das Innenministerium ist genauso wie früher, Schlägertrupps, Schlägertrupps".

Tod nach Folter

Die Aktivisten prangerten erneut das brutale Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Demonstranten an. Zuletzt hatte der Tod des Aktivisten Mohammed al-Guindi für einen Aufschrei in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land gesorgt. Ägyptische Medien hatten unter Berufung auf Krankenhausärzte berichtet, dass der Angehörige der linken Volksbewegung von Ex-Präsidentschaftskandidat Hamdien Sabahi bei einer Demonstration festgenommen und in Polizeigewahrsam gefoltert worden sei.

Für Empörung sorgte zudem die Todesdrohung eines radikal-islamistischen Scheichs gegen Ägyptens Oppositionsführer Sabahi und Mohammed ElBaradei. Sabahi bot dem Prediger über den Kurznachricht Twitter die Stirn: "Unser Glaube ist stärker als ihre Drohungen", erklärte er und betonte, er werde weiter an der Seite des ägyptischen Volkes und der revolutionären Jugend friedlich für die Ziele der Revolution und ihrer Märtyrer kämpfen.

Ein prominenter Salafist hatte jüngst gepredigt, dass ElBaradei und Sabahi wegen ihrer Aktivitäten nach islamischem Recht den Tod verdient hätten. Das Al-Azhar-Institut, die höchste religiöse Autorität im Islam sunnitischer Glaubensrichtung, verurteilte die Äußerungen. Viele Ägypter hatten die Todesdrohung als Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) interpretiert. Auch Mursi distanzierte sich daraufhin.

Nach dem zweiten Jahrestag des Revolution, am 25. Jänner, hat es in Ägypten die schlimmsten Ausschreitungen seit dem Amtsantritt Mursis gegeben. Rund 60 Menschen kamen ums Leben. In drei Städten am Suez-Kanal wurde der Notstand verhängt. Regierung und Opposition gaben sich gegenseitig die Schuld an der Eskalation.

Am Freitag wollten auch einige radikale Islamisten demonstrieren. Im Gegensatz zur Opposition demonstriert die Gamaa Islamija aber gegen "Sabotage und Gewalt, die zuletzt die politische Szene beherrscht haben". (APA, 8.2.2013)