Wien - Rechtsradikale sind Sonntagmittag in die von Flüchtlingen besetzte Wiener Votivkirche eingedrungen. Ursprünglich wollten neun Personen der "Identitären Bewegung Wiens" die Kirche so lange besetzen, bis die Flüchtlinge ihrerseits die Besetzung aufgeben. Am Nachmittag haben sie laut einer Twitter-Meldung des Caritas-Sprechers Klaus Schwertner die Besetzung wieder aufgegeben.
Schwertner betonte gegenüber der APA, dass es kein Sicherheitsproblem in der Votivkirche gegeben habe. Die Situation sei unter Kontrolle und gewaltlos gewesen, die Männer hätten sich ruhig verhalten. Er hält die Aktion für eine gezielte Provokation.
Polizei sah keinen Grund einzugreifen
Der Zugang zur Kirche war aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Bei der Wiener Polizei hieß es auf Anfrage von derStandard.at, dass es keinen Grund dazu gebe, einzugreifen.
Flüchtlinge boten Besetzern Tee an
Laut einer Presseaussendung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) haben die Flüchtlinge den Besetzern Tee und Decken angeboten, um sie vor der Kälte zu schützen. Sie würden allen Österreichern helfen wollen, auch wenn diese rassistisch seien, so die Flüchtlinge laut der ÖH. Die ÖH selbst kritisierte die Aktion der "Identitären".
"Dass die Flucht in eine Kirche im Kampf um Grundrechte keine 'Spaßaktion' ist, sondern extremes Durchhaltevermögen und Kraft erfordert, werden die rassistischen Provokateure spätestens nach ein paar Stunden des Frierens in der eisigen Votivkirche bemerken", heißt es in der Aussendung.
"Aktion ohne Hirn"
Die Menschenrechtsorganisation "SOS Mitmensch" bezeichnete die Aktion als "Anti-Flüchtlingsprovokation ohne Hirn, Scham und Gewissen". Die "Provokateure" sollten sich mit der "dramatischen Lebenssituation" der Flüchtlinge beschäftigen um "die uferlose Hirnlosigkeit ihres Handelns erkennen", so Alexander Pollak, Sprecher von SOS-Mitmensch.
BZÖ fordert Räumung
Das BZÖ forderte das Innenministerium in einer Aussendung auf, die Votivkirche räumen zu lassen. "Linken und rechten Besetzern" solle ein Ultimatum zum Verlassen der Kirche gestellt werden. Nach Ablauf des Ultimatums sei die Kirche von der Polizei "friedlich zu räumen". (lis, derStandard.at, 10.2.2013/APA)