Fast möchte man noch einmal klein sein: Der neue Kindergarten des Wiener Architekten Martin Kohlbauer ist als offenes Haus konzipiert, in dem sich 180 Kinder frei bewegen können. Und als Zugabe gibt's ein Apfelhaus zum Klettern

Einst befand sich im Stadtpark der erste Kindergarten, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien eröffnet worden war. 60 Jahre danach wurde das Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der den heutigen Anforderungen eines modernen Kindergartenbetriebs entspricht. Dieser wird am Mittwoch offiziell eröffnet.

Schon beim Durchschreiten des Haupteingangs fällt einem das große, unregelmäßig rund geformte Fenster des Büros der Kindergartenleiterin Maria Chytil auf. Durch die zentrale Position des Büros entgeht ihr niemand, der das Gebäude betritt oder verlässt.

Das Spiel mit den rundlichen Formen setzt sich auch im Inneren des Gebäudes fort. Geschwungene Sitzelemente laden zum Verweilen ein, zudem sorgen große, runde "Otto-Wagner-Lampen" für angenehmes Licht.

Das pädagogische Konzept dieses städtischen Kindergartens sieht vor, dass sich die Kinder frei im Haus bewegen dürfen. Die Architektur ermöglicht die Kommunikation und Kooperation der Gruppen miteinander. Platz ist für insgesamt 180 Kinder.

Natürliches Licht fällt durch das Glasdach ins kreisrunde Atrium. Fast wirkt es, als hätte sich der Architekt von der inzwischen abgerissenen "Stadt des Kindes" inspirieren lassen, bei der es ein ähnliches "Rondeau" gab.

Der Experimentierraum ist einer der vielen schwerpunktmäßig eingerichteten Zimmer. Darin befindet sich ein kleinerer Raum mit Arbeitsunterlagen und Schlafmatratzen (links) sowie die Kindergarderobe (rechts).

Spielen, basteln, malen oder Lokführer sein: Wo sich die Kinder gerade im Haus befinden, zeigen die Magnete mit Gesichtsfotos.

Nach dem Mittagessen gibt es eine Ruhephase. Das Kind entscheidet selbständig, ob es sich hinlegen oder anders entspannen möchte.

Wie einst in Mira Lobes Kinderbuch "Die Omama im Apfelbaum" gibt es auch im neuen Kindergarten ein Apfelhaus. Für viele der kleinen Besucher ist es Highlight und Rückzugsort zugleich.

Der Stadtpark eignet sich als Kulisse für Bewegung an der frischen Luft. Besonders im Sommer ist der Garten ein starker Anziehungspunkt für die Kinder.

Sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss befindet sich ein eigenes Bistro - mit Blick auf den Stephansdom.

Leider lässt sich die originelle Form des Gebäudes nur vom Dach des gegenüberliegenden Hotel Hilton aus erkennen: Es sieht aus wie ein Fisch. (Michael Hierner, derStandard.at, 11.2.2013)