Krzysztof Michalski, Philosoph und Gründungsrektor des IWM in Wien.

Foto: Philipp Steinkellner

Warschau/Wien - "Vita activa" von Hannah Arendt war eines seiner Lieblingsbücher - und gleichsam sein Lebensmotto. Krzysztof Michalski, der Gründer und langjährige Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien, war ein tätiger Philosoph, der mit seiner Arbeit und seinem Institut wie kaum ein anderer Denker intellektuelle Öffentlichkeiten herstellte und so den politischen Diskurs mitgestaltete.

Geboren 1948 in Warschau, schloss Michalski sein Studium der Philosophie 1974 an der Universität Warschau mit einer Dissertation über Heidegger und die gegenwärtige Philosophie ab. Nach mehreren Studienaufenthalten in Deutschland und in Cambridge habilitierte er sich 1986 an der Universität Warschau mit der Arbeit "Logik und Zeit".

Fünf Jahre zuvor war er nach einem Österreich-Urlaub einfach in Wien geblieben und gründete 1982 mit seinen Mitstreitern Cornelia Klinger und Klaus Nellen das Institut für die Wissenschaften vom Menschen, dessen Rektor er seitdem war. Am Anfang stand ein Traum, wie es Michalski es selbst formulierte: "Im Westen Europas eine Forschungsstätte zu gründen, wo Ideen und Menschen aus dem fast vergessenen Osten Europas willkommen wären."

Zuerst war das IWM nicht mehr als eine kleine Wohnung im neunten Wiener Gemeindebezirk. Doch Michalski, der tätige Philosoph, gab nicht auf und schaffte es mit der ihm eigenen Aktivität, daraus ein international sichtbares geistes- und sozialwissenschaftliches Institute for Advanced Study zu machen. "Wenn ich etwas erreichen will, gebe ich nicht auf. Da verbeiße ich mich wie eine Bulldogge, und das ist nicht gut. Denn die Gebissenen haben das nicht so gern", bekannte er einmal in einem Interview im STANDARD, der seit vielen Jahren mit dem IWM  kooperiert.

Nach dem Umbruch in Osteuropa 1989 orientierte sich das IWM unter Michalskis Leitung um, erweiterte seine Rolle von der Ost-West-Drehscheibe zum internationalen Debattenforum. Er selbst wurde österreichischer Staatsbürger und Gastprofessor unter anderem in Boston. Hohe Ehrungen erhielt er in Deutschland, Polen und Frankreich.

Pole blieb er bis zuletzt. Das sei "eine Krankheit zum Tode", wie er einmal formulierte, "von ihr gibt es keine Heilung". In der Nacht auf Montag erlag Krzysztof Michalski einem Krebsleiden. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 12.2.2013)