Wien - Der österreichische börsenotierte Mineralölkonzern OMV startet ab Mitte Februar bis Juni sechs Bohrungen im niederösterreichischen Schönkirchen (Bezirk Gänserndorf). Vor einem Jahr hatten noch die mittlerweile ad acta gelegten Schiefergas-Pläne der OMV in Niederösterreich für Aufregung gesorgt. "Das Thema Schiefergas in Österreich ist abgeschlossen", betonte OMV-Sprecher Johannes Vetter bei einem Hintergrundgespräch in Schönkirchen. Bei diesen Bohrprogramm gehe es um Öl und die bessere Ausbeutung von reifen Ölfeldern, erläuterte Wilhelm Sackmaier, Leiter der Bohr- und Sondenbehandlung der OMV Austria.

OMV-Chef Gerhard Roiss diskutiere eine europaweite Strategie beim Schiefergas, "wie geht Europa als Ganzes damit um?", erläuterte Vetter, "gerade wenn man sich ansieht, was in den USA passiert", wo derzeit eine Reindustrialisierung im Gange sei. Einzelstaaten seien mit den Thema überfordert. Bei dieser Diskussion gehe es auch um einheitliche Umweltstandards in Europa. Dieser europäischen Diskussion müsse sich ein großes Unternehmen stellen, so der OMV-Sprecher.

Wieviel das Bohrprogramm in Niederösterreich kosten werde und welche Ölmengen erwartet werden, wollten die OMV-Vertreter nicht sagen. Die operative Abwicklung der Bohrungen würden rund 50 Mitarbeiter vornehmen, so Sackmaier. In diesen reifen Ölfeldern gelinge es immer wieder, "neue Lagerstättenteile zu identifizieren, aus denen das Öl noch nicht so gut gefördert wurde". Mit der sogenannten "Richtbohrtechnik" könnten von einem Punkt aus auch mehrere Ziele in größerer Entfernung angebohrt werden, die 400 bis 500 Meter vom eigentlichen Bohransatz entfernt seien, berichtete Sackmaier.

Förderung von Jahrzehnten erwartet

Das Ziel dieser Bohrungen ist Öl, das in etwa 1.400 bis 1.500 Metern Tiefe liegt. Von den Lagerstätten könne die OMV "zwischen 30 und 60 Prozent" herausholen, was ein internationaler Spitzenwert sei. Beim Gas liege dieser Anteil zwischen 50 und 80 Prozent, betonte Sackmaier. Für die Lagerstätten in Schönkirchen seien dies die letzten Bohrungen, danach rechnet die OMV mit einer Förderung von Jahrzehnten.

"So ein Projekt wie das jetzt ist deswegen wirtschaftlich, weil die Infrastruktur schon da ist", betonte Vetter. Die große Herausforderung für die OMV sei eine Stabilisierung der Förderung in Österreich, aber auch in Rumänien. Die Reserven gehen massiv nach unten. "In Österreich wird ein neuer Öl-Rausch nicht mehr kommen", so Vetter.

Im Jahr 2011 hatte die OMV in den Bereich Exploration & Produktion (E&P) in Österreich rund 100 Mio. Euro investiert, 2012 dürften die Investitionen auf einem ähnlichen Niveau gelegen sein. 2011 förderte die OMV in Österreich 14 Millionen boe (Barrel Öl-Äquivalente) und deckte damit 10 Prozent des österreichischen Rohölbedarfs bzw. 15 Prozent des Erdgasbedarfs. Auf Basis der heutigen konventionellen Reserven schätzt die OMV, dass die Öl- und Gasförderung in Österreich noch 20 bis 30 Jahre möglich sein werde. (APA, 14.2.2013)